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Internes

Von Wut und Würsten

Zum Jahresende wird gefeiert. Doch zuerst wagt die Tierrechtsorganisation tier-im-fokus.ch (TIF) den Jahresrückblick, worin für einmal Trolle und Trullen das Sagen haben.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Alle Zitate stammen aus den Kommentarspalten von Medienberichten, in denen TIF erwähnt wurde. Manche mussten grammatikalisch optimiert werden.

Public Screening „Schweine-Report“ am 08.01.2015 in Bern | Foto © Klaus Petrus

„Veganer machen mobil“, titelte im Januar der Schweizer Bauer, die grösste Agrarzeitung der Schweiz. TIF zeigte Aufnahmen des Schweine-Report auf Grossleinwand mitten in Bern. Der Schweineindustrie stiess das sauer auf. Manche stellten die Qualität der Bilder infrage. „Die gezeigten Aufnahmen von Tier im Fokus sind extra schlecht und tendenziös gemacht worden“, behauptete Kommentator Fred. Bartli der Moster riet indes, das Geschäft mit den Schweinen zu beenden und in die Tofuproduktion einzusteigen: „Warum unbedingt die Mooren von 25 auf 28 Ferkel trimmen, wenn man mit Schweizer Tofu verdient UND Freude macht?“

Ein medialer Paukenschlag folgte im März auf 20 Minuten. TIF-AktivistInnen gaben sich als innovatives Start-up Unternehmen aus, das frische und regionale Bernhardiner-Würste produziert. Sie wollten auf die Doppelmoral – Schweine essen, Hunde streicheln – hinweisen. Tatsächlich waren die servierten Würste vegan. „Diese Aktion ist absolut geschmacklos!“, ärgerte sich Nina. Dennoch räumte sie ein, dass damit auf Missstände aufmerksam gemacht werden könne. Ein vegan-feindlicher Metzger würde indes, wie andere PassantInnen im Video, gerne Hundefleisch probieren: „Ich hätte vielleicht wegen der veganen Wurst gespuckt. Aber Berhardiner, wieso auch nicht?“

Kuhkämpfe ja, Hundekämpfe nein

Im April kämpften an der Berner BEA Eringerkühe, wozu TIF etwa in der Berner Zeitung Stellung beziehen durfte. Doch die Walliser Tradition erhitzte nicht nur die Gemüter der Kühe. „Tierschauen wie diese sind längst nicht mehr zeitgemäss und sollten schnellstens abgeschafft werden!“, meinte Rita Kleb. Für sie machen sich alle BesucherInnen mitschuldig am Leid der Tiere. Auch Gerhard Schweizer hält Eringerkämpfe für eine der ewiggestrigen Schweizer Traditionen. Wieso hat man Hundekämpfe eigentlich verboten?, fragte er rhetorisch. „Hunde kämpfen auch ganz gerne mal, man züchtet auch in diese Richtung.“

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Demo für die Schliessung aller Schlachthäuser am 11.07.2015 in Bern | Foto © Klaus Petrus

Wie u.a. die Solothurner Zeitung und Der Bund berichteten, protestierte TIF im Sommer für die Schliessung der Schlachthäuser – für manche eine Kriegserklärung: „Solange es Tiere gibt, habe ICH Fleisch auf dem Teller, so oder so – und sonst ist Krieg! Alles klar?“ Silke Amrein dagegen findet das Anliegen legitim: „Aus Vernunftgründen wenig oder gar kein Fleisch essen ist eine gute Entscheidung.“ Auch Berta Graf solidarisiert sich mit dem Schlachthausprotest: „Recht haben die Demonstrierenden. Ich sehe auch nicht ein, warum Tiere für meinen Genuss sterben sollten.“

Vegan als Wohlstandserscheinung?

Im Herbst wurde TIF von der Berner Zeitung für ein Streitgespräch mit einer Fleischfachfrau eingeladen. Obwohl die Sache mit dem Veganismus argumentativ gegessen ist, wollen manche kulinarisch davon gar nichts wissen. „Es gibt leider Menschen, die haben anstelle eines Gaumens einen Putzlappen“, so Max Muster. Hühnerfutter gehöre den Hühnern, meint der Streithahn. Marc von Allmen setzt Veganismus mit Extremismus gleich. Der Verzicht auf tierliche Produkte hält er für eine ungesunde Wohlstandserscheinung. Wir lernen: die Befreiung der Tiere wird offenbar nicht alleine mit Argumenten erreicht.

Im Dezember schaffte es unser Patentier Rosa in die Medien. In einem Essay mit dem Titel „Wahlrecht für Katzen“ griff die NZZ den Schlachthausprotest von TIF sowie die propagierte Alternative für Tiere – Lebenshöfe – auf. Zahlreiche Kommentatoren erwiderten die Polemik. „Es geht bei Tierrechten so wenig um Wahlrechte für Katzen wie es bei Frauenrechten um das Wahlrecht für Babys geht“, schrieb Mo. Weiter Claude: „Das ist etwa so sinnvoll wie eine Abhandlung darüber, ob jetzt mit der Gleichstellung der Geschlechter auch Männer Kinder gebären müssen.“ Von der NZZ hätte er mehr erwartet.

Sie kämpfen täglich von früh morgens bis spät in die Nacht für Tiere und ihre Rechte. Sie organisieren vegane Parties, knöpfen sich die Tierindustrie vor und packen auf Lebenshöfen an. Die Rede ist von den dutzenden TIF-AktivistInnen. Ohne sie, und das ist nicht übertrieben, wäre TIF nichts! MERCI!

» Werde auch du aktiv: www.tier-im-fokus.ch/aktiv

Willst du wissen, was bei TIF 2015 alles los war? Hier findest du eine Übersicht über unsere Ereignisse.

Foto-Impressionen vom TIF-Jahr 2015

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