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Haustiere im Porträt

Klein Mauzi: Wohlstandsglück für das Strassenkind

Zwischen den weissen Gebäuden auf der griechischen Insel Paros suchten Strassenkatzen nach Essbarem. Eine kleine Katze blieb aufdringlich und wich während Tagen nicht von der Seite. Daraus entstand eine Bindung zwischen Jessica Ladanie und Klein Mauzi.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Ohne Zögern kam die kleine Katze auf mich zu. Das Leben auf der Strasse hatte ihr arg zugesetzt. Gierig verschlang sie alles, was ich ihr gab.

Die Griechin mit dem europäischen Impfausweis

Im Sommer 2013 machte ich auf der griechischen Insel Paros Urlaub. Zwischen den weissen Gebäuden suchten Strassenkatzen nach Essbarem. Die Kleine von vorhin blieb aufdringlich – mit Erfolg: In meinem Apartment erhielt sie bald Kost und Logis. So wich sie während Tagen nicht von meiner Seite. Daraus entstand eine Bindung: aus der Strassenkatze wurde Klein Mauzi, das Haustier. Ich wollte sie retten. Dazu suchte ich eine Hilfsorganisation für Strassentiere vor Ort auf. Diese organisierte einen Arzt, der Klein Mauzi entwurmte und gegen Tollwut impfte. Gemeinsam fälschten wir dann ihre Papiere. Ein Impfausweis war nötig, um Mauzi über die Grenzen zu bringen – zu mir nach Hause. Am Flughafen beobachtete ich einen dunkelhäutigen Mann, der aufgewühlt am Schalter stand. Sie wollten ihn wegen seinen Papieren nicht weiterreisen lassen. „Ich werde hier schlechter als ein Tier behandelt!“, brüllte er. Ich nickte innerlich. Bei Klein Mauzi lief am Zoll noch alles nach Plan. Anders im Flugzeug: Wie ein Stück Gepäck wurde Klein Mauzi im Untergeschoss verfrachtet. Doch die beschwehrliche Reise lohnte sich. Heute leben wir – zusammen mit zwei anderen Katzen – gemeinsam in Biel.

Mit den Füssen kuscheln

Klein Mauzi geniesst das Leben. Sie schläft gerne und isst viel – beides am liebsten mehrmals täglich. Sie hat stets ein Auge für Essensreste. Für sie und ihre KollegInnen von der Strasse war das wohl überlebenswichtig. Normalerweise werden unsere Haustiere mit Schlachtabfällen gefüttert. Als Veganerin will ich die Tierausbeutungsindustrie nicht unterstützen. In der pflanzlichen Nahrung ist alles vorhanden, was es braucht. Klein Mauzi tötet und isst in freier Natur auch kein Rind, Huhn oder Lamm. Überhaupt jagt sie nicht. Nur auf das vegane Essen stürzt sie sich. Ja, bei Klein Mauzi dreht sich vieles ums Essen. Im Hunger geht sie zielstrebig auf Menschen zu, um vorzugsweise mit den Füssen berührt zu werden. Eine Gewohnheit von der Strasse? Sie hochzuheben kommt jedenfalls selten gut. Sie zeigt mir, wann sie Lust auf Zuneigung hat. Ich versuche mir dann, Zeit zu nehmen.

Alleine zocken

Klein Mauzi zieht ihr eigenes Ding durch. Für andere Katzen interessiert sie sich kaum. Statt mit Schnur oder Stoffmaus zu spielen, wie es die andern tun, zockt sie das Katzenapp Best Game for Cats auf dem iPad. Manchmal beisst sie ins Gehäuse. Wieso, weiss nur sie selbst. Wenn es – wie in Griechenland – sonnig warm ist, legt sich Klein Mauzi in den Garten. Aber sie bleibt stets in der Nähe. Vom Leben auf der Strasse hat sie offenbar genug. Mittlerweile ist Klein Mauzi mehr als „nur“ ein Haustier. Sie ist eine Mitbewohnerin, die selber entscheidet, was sie wann und wie tun möchte. Angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise denke ich manchmal an den aufgebrachten Mann zurück, dem die Ausreise in Griechenland verweigert worden war. Ich hoffe, sein Schicksal hat sich zum Guten gewendet. So wie bei Klein Mauzi.
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5 Kommentare

Hanspeter Niederer
vor 8 Jahre

Man kann eine Katze vegan ernähren, muss sich aber bewusst sein, dass sie einige Substanzen UNBEDINGT braucht, um gesund zu bleiben, die in Pflanzen NICHT enthalten sind. Die wichtigste Substanz ist Taurin, eine weitere die Arachidonsäure. Zudem soll das Futter einen sehr hohen Protein- und einen niederen Kohlehydratanteil haben. Die Katze mit Menschenfood zu füttern ist daher ein NO-Go. Es gibt heute einige käufliche vegane Katzenfutter. AMI-CAT und BENEVO als Beispiel. Ich bitte den Halter von Klein Mauzi, sich seriös zu informieren.

Heike Hoop
vor 8 Jahre

Schöne Initiative! Es tut wohl, Tiere mit der Achtung und Liebe umsorgt zu sehen, die sie verdienen! Dazu gehört für mich auch, dass man andere Tiere nicht dazu „be-nutzt“, sie an seine Haustiere zu verfüttern. Bisher wussten wir es ja nicht besser und vegan war ein Fremdwort.
Aber jetzt gibt es gute Infos über die vegane Ernährung von Hunden und Katzen, z.B. hier:
Dr. med. Henrich ProVegan Stiftung
http://www.provegan.info
Dr. Henrich ernährt seine Tiere seit vielen Jahren vegan und sie sind top gesund und sehen toll aus!
Also: Auf zu neuen Ufern!

Billo Heinzpeter Studer
vor 8 Jahre

Die Individualität ist für mich in der Diskussion über das Verhalten gegenüber und mit Tieren ganz wichtig, absolut zentral sogar – und nicht nur, wenn es um Katzen oder Hunde geht, auch nicht nur bei Hühnern oder Schweinen oder Kälbern, sondern ganz grundsätzlich bei jedem Lebewesen, egal, ob Ameise oder Grashalm, Amöbe oder Alge. Leben IST Individualität.
Was die herzige Geschickte mit der Katze as Griechenland betrifft: die vegane Ernährung ist primär eine Wahl der Katzenhalterin. Mag sein, dass es im individuellen Fall auch für die Katze so passt; eine Empfehlung für die Katzenhaltung ist es aber keinesfalls!

Peter
vor 8 Jahre

„In der pflanzlichen Nahrung ist alles vorhanden, was es braucht.“ Diese Aussage ist äusserst bedenklich. Wer vorhat, seine Katze vegan zu ernähren, soll sich erst gar keine zutun.

Gabrielle
vor 8 Jahre

Richtig toll!

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