30Apr 16
Haustiere im Porträt
Herr Wels – oder: Der mit den Antennen auf dem Kopf
Schüchtern ist er, zurückhaltend und meist für sich irgendwo in der Ecke in seinem Versteck. Aber unglaublich beeindruckend mit seinem Geweih und fast schon erhaben. Und wenn man ganz still ist, hört man ihn beim Essen Holz raspeln. Oder Zucchini. Cristina Roduner erzählt uns über ihre Beziehung zu dem Herrn Wels.
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Herr Wels ist kein Alien. Er schaut mit seinen Antennen nur so aus. „Wofür die Dinger wohl gut sind?„, fragte ich mich, als ich Herrn Wels zum ersten Mal sah.
Erst später lernte ich, dass diese Antennen nicht nur namensgebend für diese Welsart – den Antennenwels – sind, sondern auch, dass sie aus sogenannten Hautzähnen bestehen. Man nennt das Ganze auch „Tentakelgeweih“. Aber wofür diese Antennen denn nun genau gedacht sind, darüber gibt es verschiedene Theorien.
Dass Herr Wels und ich eines Tages zusammen wohnen werden, war mir bei unserem ersten Treffen nicht klar. Ich war einfach fasziniert ob dieser Fremdartigkeit, denn Fische waren für mich bisher vor allem hübsch, farbig und zappelig. Nicht so Herr Wels. Der hat eine braune Haut mit helleren Tupfen. Am liebsten sitzt er in einer dunklen Ecke, gerne unter Holz und zeigt sich selten. Schüchtern ist er, oder zumindest zurückhaltend. Er „schwimmt“ nicht gerne auf andere zu – weder auf andere Fische noch auf Menschen.
Ganz untypisch ist das zwar nicht für Antennenwelse, die sind nämlich von Grund auf eher ruhige Wesen. In einschlägigen Aquarienbüchern werden sie deshalb gerne mal als „Anfängerfische“ angepriesen. Sie haben geringe Ansprüche, sind friedlich und die Herren beeindrucken mit ihrem Tentakelgeweih. Mit 20 Jahren Lebenserwartung gehören sie zu den Methusalems unter den Fischen.
Mit entsprechender weiblicher Gefolgschaft, vermehren sich die Herren Antennenwelse freudig und reichlich. So reichlich, dass Aquarienforen mit Beiträgen verzweifelter Menschen überquellen, die eine „Antennenwels-Schwemme“ haben und nicht wissen, wohin mit dem Nachwuchs. Und kaum jemand will sie, denn es gibt sie wie Sand am Meer. Das führt dann dazu, dass Antennenwelse in völlig überfüllten Becken leben – oder das WC runtergespült werden.
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