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Mensch & Tier

Weltvegantag: Wider das unnötige Leid der Tiere!

Auch fast 70 Jahre nach Gründung der weltweit ersten veganen Gesellschaft wird die vegane Lebensweise auch hierzulande immer noch als "radikal" oder "sektiererisch" verunglimpft. Im selben Atemzug ist man stolz auf eines der besten Tierschutzgesetze, das jedes "unnötige" Tierleid als verwerflich verurteilt. Passt das zusammen? Keineswegs. Gedanken zum Weltvegantag von tier-im-fokus.ch (tif).

Text: Tier im Fokus (TIF)

Niemand darf das Wohl der Tiere unnötig beeinträchtigen. So will es das Schweizerische Tierschutzgesetz. Die Einschränkung folgt dem Paragraphen freilich auf dem Fuss, denn es steht dort auch geschrieben: ausser der „Verwendungszweck“ verlangt es.

Verwendungszwecke für Tiere haben wir viele: Unterhaltung, Forschung, Bekleidung zum Beispiel – und natürlich unsere Ernährung. Allein in der Schweiz werden jedes Jahr 55 Millionen Tiere für den menschlichen Verzehr geschlachtet. Fische und andere Meerestiere nicht einberechnet. Von ihnen ist längst nur noch in Tonnen die Rede.

Das Wohl der Tiere respektieren

Dass hierzulande die meisten Tiere nicht leiden müssen, weil sie „artgerecht“ gehalten und „human“ geschlachtet werden, ist ein wiederkehrender Mythos der Tierindustrie. Selbst der Gesetzgeber weiss es besser: Das viel zitierte „Wohlergehen“ der Tiere wird nicht nur dann beeinträchtigt, wenn Tiere offensichtlich Schmerzen erleiden, wenn sie gequält, geschlagen oder ihr Leben lang angekettet werden, sondern auch: wenn wir ihren Sexualtrieb wegzüchten, wenn wir sie ihren Mütter wegnehmen, wenn wir sie mit Antibiotika und Kraftfutter vollpumpen oder wenn wir ihre Lebenserwartung in reine Nutzungsdauer umrechnen.

Denn Wohlergehen meint nicht bloss: ein wenig Stroh hier und dort, ein paar Stunden Weidegang, kürzere Transportzeiten, ein „sauberer“ Tod. Das Wohl und Wehe eines Lebewesens erstreckt sich auf alle Facetten seines Daseins: auf ein natürliches Sexualverhalten, ein intaktes Sozialleben, ein tiergerechtes Nahrungs- und Bewegungsverhalten und, als Voraussetzung all dessen, auf ein möglichst langes, selbstbestimmtes Leben. In der Schweiz ist, als bisher einzigem Land der Welt, nebst dem Wohlergehen sogar von der „Würde“ der Tiere die Rede.

Die vegane Alternative

Was der Gesetzgeber hingegen offen lässt: Wann genau wird das Wohl der Tiere „unnötig“ beeinträchtigt? Und wann ist es „nötig“, dass sie unseretwegen leiden müssen?

Doch wohl nur dann, wenn wir auf tierliche Produkte dringend angewiesen sind und es nicht anders geht, wir also keine Alternative haben. Zumindest in Wohlstandsländern wie der Schweiz ist diese Alternative aber längst vorhanden. Sie heisst nicht „artgerecht“, nicht „human“ und auch nicht „vegetarisch“, sondern schlicht: VEGAN.

Dass der Entscheid, tierliche Produkte zu meiden, auch hierzulande immer noch als „radikal“, „weltfremd“ oder „sektiererisch“ verunglimpft wird, mag Propaganda sein. Es zeigt aber auch, wie sehr es an einer ernsthaften und unvoreingenommenen Auseinandersetzung mit der veganen Lebensweise noch fehlt. Dabei sollte dieses Aufklärungsprojekt im Sinne aller sein, die sich ums Wohl der Tiere sorgen. Denn was immer das Wort „vegan“ noch bezeichnen mag, es steht für eine Alternative, die letztlich jede von der kommerziellen Tiernutzung verursachte Beeinträchtigung tierlichen Wohlergehens „unnötig“ macht.

Nichts anderes aber besagt unser ansonsten hoch gelobtes Tierschutzgesetz: Niemand darf das Wohl der Tiere unnötig beeinträchtigen.

Sich informieren ist der erste Schritt! Lesen Sie unsere Info-Materialien und besuchen Sie die Website der neu gegründeten Veganen Gesellschaft Schweiz (VGS).

Weitere tif-Artikel zum Thema Vegan finden Sie hier.

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3 Kommentare

Thomas Gröbly
vor 12 Jahre

Herzlichen Dank für den sehr guten Artikel und das grosse Engagement für das Wohl der Tiere. Wir sind Weltmeister im Verdrängen und Abspalten. Das zeigt eine häufige Reaktion, wenn es in Gesprächen ums Fleischessen geht: „ich esse fast kein Fleisch“. „Ich esse nur Fleisch von gute gehaltenen Tieren“ und so ähnlich tönt es oft. Das zeigt mir, das sehr wohl bei vielen ein Unrechtsempfinden vorhanden ist, welches aber auf der Stelle wieder verdrängt wird. Tierquälen hat immer noch den Status eines notwendigen Übels. BäuerInnen müssen überleben und und am Steak auf dem Teller erkenne ich das Leiden nicht. Wie kann aber das Unrechtsbewusstsein gestärkt werden und das individuelle und politische Handeln nachhaltig beeinflussen?

Herzliche Grüsse – Thomas Gröbly

Doris Brunner
vor 12 Jahre

Besten Dank für den guten Artikel und Eure Bemühungen für das Tier. Anlässlich des Weltvegantags schicke ich Euch hier ein Gedicht, das ich diesen Sommer auf dem Fussweg auf den Bürgerstock auf einem Stein gelesen habe. Die AutorIn ist leider unbekannt. Trotz der etwas ältlichen Sprache hat es mich tief berührt.

Die Schöpfung wartet darauf,
dass wir „Menschen“ werden.
Menschen, die nimmer sich üben
Erde, Luft und Wasser mit
allerlei Giften zu trüben.
Die nimmer ohne Not
bereiten unseren Tieren
Verfolgung, Gefangenschaft,
Marter und Tod
und nimmer begehren sie zu verzehren
als wärs unser tägliches Brot.
Die nimmer sich üben
zu zielen auf des Menschen Herz
mit Geschossen aus Erz.
Menschen, die immer sich üben
die Mächte des Bösen
mit dem Wunder der Liebe
für immer zu lösen.

In diesem Sinne
herzlich
Doris Brunner

Cheesy
vor 12 Jahre

Ein sehr schöner, ehrlicher, berührender Artikel.
Ich habe mir erlaubt, ihn in meinem Veganblog zu verlinken und hoffe, das war okay.

Macht weiter so!
Cheesy

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