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Buchnotiz

„Gerechtigkeit für Igel“ (Ronald Dworkin)

Ronald Dworkin: "Gerechtigkeit für Igel". Suhrkamp Verlag 2012, 813 Seiten, ca. CHF 70.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Gerechtigkeit für Igel“ ist kein Buch über Tierrechte, wie Ronald Dworkin gleich zu Beginn seines Opus magnum festhält. Trotzdem handelt das Werk über Themen, die auch für eine Theorie der Tierrechte wichtig sein können. Denn es geht darin um nicht weniger als um die Bausteine einer Moral, die ihre Grundbegriffe (wie Gerechtigkeit oder Freiheit) auf Werten aufbaut, von denen Dworkin meint, man könne objektiv über sie urteilen.

Mit dieser Auffassung stellt sich der Rechtsphilosoph entschieden gegen SkeptikerInnen und RelativistInnen, denen zufolge Vorstellungen über das gute Leben oder eine gelungene Lebensführung bestenfalls Ausdruck persönlicher Präferenzen sind. Dworkin dagegen ist der festen Überzeugung, darüber lasse sich sehr wohl Wahres oder Falsches sagen, weswegen beispielsweise auch ethische Verantwortungen objektiv seien. Dazu zählt der Autor u.a. auch die „Verantwortung für das eigene Leben“. Die positive Gestaltung des eigenen Lebens betrachtet er als ethische Herausforderung sondergleichen. Immerhin seien Würde und Selbstachtung nicht bloss unverzichtbare Bedingungen einer gelungenen Lebensführung. Vielmehr, so Dworkin weiter, würden sich die Verantwortungen und Verpflichtungen, die wir anderen Lebewesen gegenüber haben, letztlich auf eben diese Verantwortung zurückführen lassen, aus dem eigenen Leben ein gutes Leben zu machen – eines, das „authentisch und wertvoll ist und nicht gemein und entwürdigend“.

Bereits diese knappen Andeutungen zu dem subtilen und weit verzweigten Buch von Dworkin lassen erahnen, dass hier ein Denker am Werk ist, der sich auf die grossen Werte von Gesellschaft, Politik und Moral einlässt und damit auch Grosses im Sinne hat. Daraus erklärt sich denn letztlich auch der etwas sonderbare Titel des Buches. Dworkin spielt damit nämlich auf einen Spruch des griechischen Dichters Archilochos an, demzufolge der Fuchs viele Dinge weiss, der Igel indes nur eine Sache, dafür aber eine grosse.

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