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Buchnotiz

„Zoopolis“ (Sue Donaldson & Will Kymlicka)

Sue Donaldson & Will Kymlicka: "Zoopolis. Eine politische Theorie der Tierrechte" Suhrkamp Verlag 2013 400 Seiten, ca. CHF 53.-- Eine Übersicht der Buchnotizen von TIF finden Sie hier.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Sue Donaldson & Will Kymlicka, Zoopolis. Eine politische Theorie der Tierrechte, Suhrkamp Verlag 2013, gebunden, 400 Seiten, ca. CHF 53.– Mit Zoopolis wollen Donaldson/Kymlicka der Tierrechtstheorie „in begrifflicher wie in politischer Hinsicht“ einen neuen Rahmen bereitstellen. Die Tierrechtsbewegung soll damit aus der politischen Sackgasse geführt werden. Das Duo beruft sich auf die Tradition der „liberal-demokratischen Fundamentalprinzipien der Gerechtigkeit“. Aus der Einsicht, dass „jedes Tier ein Selbst bzw. eine Person ist“, leiten sie eine Reihe universeller negativer Rechte ab. Doch das sei bloss der erste Schritt. „Wir müssen auch wissen, wie ausbeutungsfreie Beziehungen aussehen könnten“, finden Donaldson/Kymlicka und stellen eine politische Tierrechtstheorie mit drei Grundkategorien auf. Als „Staatsbürger“ bezeichnet das Duo domestizierte Tiere. Mit Hilfe des Staatsbürgerschaftsmodells erhoffen sie sich „grundlegende Gleichheit aller Angehörigen der Gemeinschaft“. Demnach würden Hunden und Schweinen nicht nur Bürgerrechte, sondern auch (einige wenige) Bürgerpflichten verliehen werden. Wildtiere bilden die zweite Grundkategorie. Unsere mannigfaltigen Verpflichtungen ihnen gegenüber verdeutlichen Donaldson/Kymlicka mit Hilfe des Souveränitätsansatzes. Das soll den Wildtieren ein autonomes, selbstgesteuertes Leben garantieren. Die letzte Kategorie sind sogenannte Schwellentiere. Sie leben unter uns, wie Mäuse oder Spinnen. Oftmals werden sie als „Invasoren gebrandmarkt“ und wie die Pest bekämpft. Das Duo spricht von „Mitbewohner menschlicher Gemeinschaften, aber keine Mitbürger“ und fordert eine friedliche Koexistenz. Die Stärke von Zoopolis liegt im politischen Ansatz, der Tiere als Teil einer Gemeinschaft versteht. Dass von Tieren staatsbürgerliche Pflichten erwartet werden, ist ein klares Bekenntnis zur tierlichen Emanzipation. Unvollständig bleiben indes Lösungsansätze für konkrete Probleme: wie sollen qualgezüchtete Masthühner gerettet werden? Der Sprung in zahlreiche Feuilletons ist Zoopolis bereits gelungen. Bleibt zu hoffen, dass der Schwung auch der Tierrechtsbewegung neuen Antrieb verleiht.
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