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Nutztierhaltung

Für einen Zirkus ohne Tiere

Vom 14. – 26. August 2015 gastiert der Circus Knie in der Berner Allmend. Der Nationalcircus gab jüngst zu reden: ab nächster Saison werden die Elefantennummern gestrichen. Die Elefanten sollen künftig in Knie's Kinderzoo in Rapperswil für die Zucht eingesetzt werden. Doch uns von tier-im-fokus.ch (TIF) reicht das nicht. AktivistInnen werden in den kommenden zwei Wochen fast täglich vor dem Zirkus demonstrieren.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Am 11. August 2015 erfuhr man die (freudige) Nachricht, dass beim Circus Knie nach fast 100 Jahren Tradition ab 2016 keine Elefanten mehr im Zirkus auftreten.

Wir von tier-im-fokus.ch (TIF) haben bereits 2011 auf die nicht artgerechte Haltung und die fragwürdige Zurschaustellung von Elefanten in der Manege hingewiesen und immer wieder gab es Proteste gegen (Wild-) Tiere im Zirkus – wie zum Beispiel letztes Jahr auch von TIF-AktivistInnen. Laut Franco Knie senior habe jedoch der Verzicht auf Elefanten in der Manege nichts mit der immer wieder laut werdenden Kritik von TierrechtlerInnen an der Elefantenhaltung im Zirkus zu tun.

Die Schweiz hinkt hinten nach

In 18 europäischen Ländern gilt ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen – in Griechenland und Malta sogar ein generelles Tierverbot im Zirkus. [1] In der Schweiz – das angeblich das beste Tierschutzgesetz hat – gelten beide Verbote nicht.

Der Entscheid des Nationalcircus, die Elefanten aus der Manege in „Pension“ zu schicken, ist zwar gut, aber dennoch müssen die beiden Elefantendamen Delhi und Ceylon die diesjährige Zirkustournee beenden und noch an ca. 150 Aufführungen teilnehmen. Zudem verbleiben die Pferde in der Manege, die ebenfalls seit fast 100 Jahren im Circus Knie auftreten.

Pferde sind bekanntlich Fluchttiere. Deshalb sind die vielen Menschen im Zuschauerraum, die laute Zirkuskapelle, der ständige Applaus und die grelle Beleuchtung eine grosse Herausforderung für die empfindlichen Tiere. ArtistInnen und Clowns können frei wählen, ob sie sich für ein Leben im Zirkus und für die Unterhaltung von anderen Menschen entscheiden. Tiere werden dazu gezwungen – in der Zirkuswelt spricht man beschönigend von „sanfter Dressur“.

Zur Schau gestellt

Nicht zuletzt führt Knie jeweils einen Zirkuszoo mit Tieren wie Ponys, Steppenzebras, Lamas, Guanakos, Kamele, Vietnamesische Hängebauchschweine, Afrikanische Zwergziegen und Gehaubte Kapuzineräffchen. Diese müssen in der diesjährigen Saison jeweils an 39 verschiedene Orte transportiert werden, wo sie – bis auf wenige Tage, an denen der Zoo geschlossen ist – jeden Tag von ca. 09:00 bis 19:00 Uhr in ihren Einzäunungen beziehungsweise Käfigen von Klein und Gross bewundert werden. Zwar hat es Einstreu und Beschäftigungs- und Spielgeräte – jedoch bestehen keine Rückzugsmöglichkeiten vor der „gaffenden Menge“.

Bis zu Beginn der 1960er-Jahre – also bis vor ca. 55 Jahren – gab es in Zoos und Zirkussen sogenannte „Völkerschauen“. Das heisst, es wurden Menschen aus fernen Ländern – vor allem Afrika – zur „Schau gestellt“. So auch im Circus Knie. [2] Bis vor weniger als 60 Jahren haben sich wohl nur wenige Gedanken darüber gemacht – es war halt Tradition. Heute würde das kaum jemand noch gutheissen. Im 21. Jahrhundert wäre es also nicht vermessen, mit der Tradition der Zurschaustellung von Tieren im Zirkus aufzuhören.

Der Circus Knie gastiert vom 14. bis 26. August 2015 auf der Berner Allmend. Wir nehmen dies zum Anlass, um zusammen mit der Liga gegen Vivisektion und für die Rechte der Tiere (LSCV) vor Ort mit Transparenten, Plakaten und Flyern den Knie aufzufordern, auf entwürdigende Tiernummern zu verzichten. Weitere Infos findest du auf Facebook: www.facebook.com/events/377183802477653/

Findest du auch, dass Tiere nicht zu Unterhaltungszwecken instrumentalisiert werden dürfen? Dann melde dich bei TIF-Aktivist Philipp Hoppen (hoppen[at]tier-im-fokus.ch). Oder trag dich in unseren Verteiler ein und du wirst über künftige Tierrechtsaktionen informiert.

Fussnoten

[1] In folgenden 18 europäischen Ländern gilt ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen (Stand Mai 2015): Belgien, Bosnien & Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Polen, Schweden, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn. Quelle: http://www.peta.de/verbotwildtiereimzirkus.

[2] Wie die Marokkaner in den Zirkus kamen, in: Berner Zeitung (BZ), Donnerstag, 13. August 2015, S. 21 [Online]

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