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Ernährung & Konsum

Weltmilchtag: Aufklärung tut Not!

Am 1. Juni feiert die Milchlobby den Weltmilchtag. Und rückt damit einmal mehr ein Produkt ins Rampenlicht, das in Wahrheit die dunkelsten Schatten wirft.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Düstere Klimabilanz für Milchprodukte

Der Weltmilchtag (1. Juni jedes Jahr) wurde einst von der Welternährungsorganisation (FAO) ins Leben gerufen. Dieselbe Organisation hat vor nicht allzu langer Zeit eine besorgniserregende Studie über die ökologischen Folgen des Konsums tierlicher Produkte veröffentlicht. Demnach soll die Nutztierhaltung für 18 Prozent der weltweiten und vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich sein.

Die Aussichten sind wenig erfreulich: Die FAO geht davon aus, dass in Zukunft besonders Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern, denen es besser geht, den „westlichen Ernährungsstil“ übernehmen möchten, was nicht bloss bedeutet: mehr Fleisch, sondern vor allem auch: mehr Milch.

In der Tat weisen Milch und Milchprodukte eine ausgesprochen schlechte Klimabilanz auf. Berücksichtigt man den gesamten Prozess „von der Weide bis auf den Teller“, so belegen diese Nahrungsmittel immerhin drei der ersten fünf Ränge der Top-Klimasünder unter den Lebensmitteln, nämlich: Butter auf Platz 1 (mit grossem Abstand vor Rindfleisch), Käse auf Platz 3 und Sahne auf Platz 5.

Die Klimaschädlichkeit von Milchprodukten wird auch durch Studien belegt, die unterschiedliche Ernährungsstile miteinander vergleichen. So gilt die rein pflanzliche, also vegane Ernährung klar als die „klimaoptimalste“ Variante, und das nicht bloss im Vergleich zu einer fleischlastigen Ernährung, sondern insbesondere auch im Vergleich zur (ovo-lakto-)vegetarischen Kostform.

Mutterlose Kälber und kranke Kühe

Von all dem will die Lobby am Weltmilchtag aber lieber nicht reden. Ebenso wenig soll thematisiert werden, unter welchen Bedingungen das vermeintliche „Doping der Natur“ produziert wird.

Derzeit liegt die weltweite Milchproduktion bei rund 600 Millionen Tonnen im Jahr, wobei Kuhmilch fast 85 Prozent ausmacht. Um diese immensen „Erträge“ zu erzielen, müssen die Kühe ständig Milch liefern. Und das können sie nur dann tun, wenn sie ständig künstlich besamt werden und Kälber gebären, die ihnen – Bio-Kuh hin oder her – kurz nach der Geburt weggenommen werden.

Die mutterlosen Tiere werden häufig mit einem Milchersatz abgefertigt, in „Kälberiglus“ gesperrt, dann nach Geschlechtern sortiert, dann gemästet, dann geschlachtet: die Bullenkälber nach bereits sechs Monaten, die Mastrinder ab einem Jahr. Auch da macht „Bio“ keinen Unterschied. Wer Milch will, kriegt auch Fleisch.

Heutzutage gelten drei bis vier Geburten (= „Abkalbungen“) für die erwünschte Milchmenge als ausreichend, bei sogenannten Hochleistungskühen genügen offenbar bereits zwei Geburten. Dann haben die Tiere ausgedient und landen im Schlachthaus.

Foto © Christian Beutler

In den letzten vier Jahrzehnten hat die „Milchleistung“ der Kühe um 30 Prozent zugenommen. Zugleich stieg der Anteil der Krankheiten um bis zu 600 Prozent. Schätzungen zufolge werden 80 Prozent der Milchkühe aus gesundheitlichen Gründen zum Schlachter geführt: jede zehnte Kuh wegen Klauenproblemen, jede fünfte Kuh wegen Euterentzündungen und jede vierte Kuh wegen Fruchtbarkeitsstörungen.

Heute lebt eine Milchkuh im Schnitt noch 4.5 bis 6 Jahre, obschon Rinder 20 Jahre und älter werden können: „Verkürzte Nutzungsdauer“, nennt sich das im Fachjargon.

Trinke Milch, werde stark!

Bleiben die anscheinend gesundheitlichen Vorzüge der Milch, die von der Branche hartnäckig angepriesen werden. Dass Milch und Milchprodukte eine Reihe wichtiger Nährstoffe enthalten, wird von niemandem bestritten. Dies allein ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht aber bekanntlich noch lange kein Garant dafür, dass es sich bei einem Lebensmittel auch wirklich um ein für den Menschen gesundes Produkt handelt.

Tatsächlich häufen sich die Stimmen derer, die Milch in gesundheitlicher Hinsicht als problematisch einstufen. So kommt Colin Campbell in seiner viel beachteten China Study zum Schluss, dass Milch und Milchprodukte für den Menschen auf lange Sicht gesundheitsschädigend sein können.

Dass die Milch für uns unentbehrlich, ja sogar lebenswichtig sei, wird von den Milchproduzenten zwar immer wieder suggeriert, die Fachleute hingegen verneinen dies. Was im Grunde einer Binsenwahrheit gleichkommt, denn normalerweise nimmt kein Säugetier im Erwachsenenalter noch (artfremde) Milch zu sich. Der Mensch hat sich hier selbst zu einer Ausnahme gemacht.

Sich informieren ist der erste Schritt. Handeln ist der zweite: Stellen Sie Ihre Ernährung (schrittweise) auf vegan um!

Weitere Materialien von tier-im-fokus.ch (tif) zum Thema

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