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Buchnotiz

„Tiere Bilder Ökonomien“ (Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies [Hrsg.])

Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hrsg.): "Tiere Bilder Ökonomien" Transcript Verlag 2013 300 Seiten, ca. CHF 41.--

Text: Tier im Fokus (TIF)

Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hrsg.), Tiere Bilder Ökonomien, Transcript Verlag 2013, Taschenbuch, 300 Seiten, ca. CHF 41.– Die Human-Animal Studies sind ein junges, interdisziplinäres Forschungsfeld, das die vielfältigen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren hinterfragt. Der in Deutschland beheimatete Arbeitskreis Chimaira widmet sich in seinem zweiten Sammelband aktuellen Forschungsfragen dieser aufstrebenden Disziplin. Im ersten Teil geht es um tierliche Ökonomien. Aiyana Rosen und Sven Wirth analysieren theoretische Arbeitskonzepte (z.B. von Karl Marx) und richten ihr Augenmerk auf daraus resultierende „Grenzziehungspraxen“ zwischen Mensch und Tier. TIF-Autor Klaus Petrus wendet den Begriff der Verdinglichung auf Tiere an und streicht hervor, dass die „verdinglichte Instanz“ nicht mit einzelnen Menschen gleichzusetzen sei, sondern vielmehr mit einem „verdinglichenden System“. Christof Mackinger dokumentiert daraufhin Alltagsrassismus basierend auf Tier-Metaphern in den letzten drei Jahrhunderten. Schwarze würden wiederholt mit Tiernähe in Verbindung gebracht. Mackinger zeigt, dass erst die Dekonstruktion des Mensch-Tier-Dualismus „rassifizierende Tierbilder ins Leere laufen lassen“. Andrea Heubach widerlegt in ihrem Essay das Argumentationsmuster „reductio ad Hitlertum“ – Hitler lebte (möglicherweise) vegetarisch, ergo sind alle VegetarierInnen Nazis. Zur Sprache kommt auch das Reichstierschutzgesetz von 1933, das als „nationalsozialistische Propaganda eine […] germanozentrische Komponente“ aufwies. Auch in der Kunst werden Mensch-Tier-Beziehungen hinterfragt. Mit kleinen Überwachungskameras soll die Perspektive eines nichtmenschlichen Tieres simuliert werden. Damit werden sie „zwar ungefragt Akteur_innen und Ko-Autor_innen eines Kunstwerks, behalten aber doch eine gewisse Handlungsmacht“, wie Jessica Ullrich in einem Aufsatz zeigt. Tiere sind Teil der menschlichen Gesellschaft. Noch befinden sie sich in der passiven Opferrolle. Doch die Human-Animal Studies will sie zu AkteurInnen machen. Tiere Bilder Ökonomien ist dazu ein wichtiger Beitrag.
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