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Medienmitteilung

Veganer*innen gegen No Billag

Vor der Abstimmung zur No-Billag-Initiative blickt Tier im Fokus (TIF) über den Tellerrand. Die Tierrechtsorganisation empfiehlt, ein klares «Nein» einzuwerfen und verweist auf die folgenschweren Konsequenzen bei der Annahme der Initiative: die Stärkung der Tierindustrie.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Hinter No Billag stecken liberale und libertäre Ideen. Sie wollen den Staat auf ein absolutes Minimum reduzieren, etwa auf die Aufrechterhaltung der inneren und äusseren Sicherheit. Auf den ersten Blick scheint das aus antispeziesistischer Perspektive attraktiv: der Staat ist einer der treibenden Kräfte hinter der Ausbeutung der Tiere. Die Agrarpolitik etwa ist Staatsaufgabe. Mittels Agrarsubventionen von rund drei Milliarden Franken steuert der Bund die Lebensmittelproduktion. Oft auch gegen den Willen der Bevölkerung, etwa beim Einsatz von Pestiziden und der Förderung der Massentierhaltung. Die Subventionen fördern die Ausbeutung der sogenannten Nutztiere auf mannigfache Weise. Die Gelder fliessen etwa in die Hochleistungszucht sowie in die Produktion von Kraftfutter. Besonders stossend sind die Gelder für das sogenannte Tierwohlprogramm «Besonders tierfreundliche Stallungen» (BTS). Wie Recherchen von TIF jüngst zeigen, wird damit die Massentierhaltung durch den Staat grün gewaschen. Der Staat ist es auch, der mit dem Tierschutzgesetz die unnötige Gewalt an Tieren zementiert. Anders als sein Name vermuten lässt, schützt das Tierschutzgesetz nicht in erster Linie die Tiere, sondern vielmehr deren Nutzer*innen. Mit dem Tierschutzgesetz erhalten die Bäuer*innen den Segen des Staates zur Gewaltausübung, etwa im Schlachthaus. Der Warenstatus der Tiere wird durch das Tierschutzgesetz reproduziert. Gäbe es keinen Staat, der in die Agrarpolitik eingreift, gäbe es auch kein nationales Tierschutzgesetz.

Mehr Macht den Mächtigen

Bei einem «Ja» zu No Billag würden weite Teile der Schweizer Medienlandschaft privatisiert. Ob das die SRG zu Fall bringen würde, wie gewisse Kommentator*innen vermuten, sei dahingestellt. Fest steht jedoch, dass es die Medienlandschaft umwälzen würde. Neben der SRG kommen nämlich auch zahlreiche lokale Fernseh- und Radiosender in den Genuss der Billag-Gebühren. Würden sie gestrichen, wäre die Zukunft dieser Redaktionen ungewiss. Für die Tierrechtsbewegung hätte das einschneidende Folgen. Alleine in diesem Jahr arbeitete TIF bereits mit SRF, Tele Bärn und Radio RaBe zusammen. Sie alle finanzieren sich grossmehrheitlich durch die Billag-Gebühren. Die Tierrechtsbewegung müsste ihre Ideen über private Medien verbreiten. Und da liegt die Krux von No Billag für die Tierrechtsbewegung. Private Medien finanzieren sich durch Werbung. Zu den wichtigsten Werbenden in der Schweiz gehören Migros und Coop – die beiden zentralen Player in der Schweizer Tierproduktion. Derzeit kontrollieren die beiden Konzerne rund 80 Prozent der Lebensmittelindustrie, und mit No Billag würde ihre Macht weiter gestärkt. Die Grossverteiler können bei kritischer Berichterstattung androhen, die Werbung kurzerhand zu streichen. Kein privates Medienhaus kann sich das leisten. Freilich besteht das Problem bereits heute. Hinter vorgehaltener Hand bestätigten gegenüber TIF schon mehrere Journalist*innen, dass die Redaktionen ihre Kritik an den Detailisten im Zaum halten müssen. Das ist demokratiepolitisch hochgradig problematisch! Mit der Annahme von No Billag würden die Grossverteiler ihre dominierende Stellung im Schweizer Werbemarkt weiter ausbreiten – auf Kosten der kritischen Berichterstattung. Und auf Kosten des sozialen Wandels, auf den die Tierrechtsbewegung abzielt. Damit nicht genug: Würde No Billag angenommen, müssten die Redaktionen sparen. Sie täten das dort, wo es am teuersten ist: bei der Recherche. Gerade die Recherche ist für die Tierrechtsbewegung von besonderer Bedeutung. Es braucht mehr Journalist*innen, die sich durch Geschäftsberichte und Forschungsresultate der Tierindustrie wühlen, nicht weniger. Damals im Sommer 2014, als Tier im Fokus gerade ihre Kampagne Schweine-Report lanciert hatte, zogen Journalist*innen von Tele Bärn los und recherchierten auf eigene Faust. Sie dokumentierten Kannibalismus im Schweine-Stall und stützten damit die Kritik von TIF an der Schweizer Schweineindustrie. Ohne Billag wäre das nicht möglich gewesen.

Nein zu No Billag

Tier im Fokus ruft die Tierrechtsbewegung sowie alle Veganer*innen auf, die Ausbreitung der Tierindustrie im Werbemarkt zu stoppen und am 4. März 2018 im Namen der Tiere ein klares «Nein» in die Urne zu werfen.

Weitere Materialien zur Kritik an No Billag

Über Tier im Fokus

Tier im Fokus (TIF) ist eine Schweizer Tierrechtsorganisation. Sie setzt sich für die Abschaffung der Nutztierhaltung, die Überwindung des Speziesismus sowie die Förderung des Veganismus ein.

Kontakt

Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus 077 410 35 42 | tobias.sennhauser[at]tier-im-fokus.ch

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