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Tier-Porträt

Der Goldfisch

Er ist der bekannteste "Zierfisch" der Welt, das älteste "Haustier", das sich der Mensch zu Dekorationszwecken hält und ein überaus beliebtes Zuchtobjekt: unser neues Tierporträt ist dem Goldfisch gewidmet.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Er ist der bekannteste „Zierfisch“ der Welt – und das älteste Haustier, das vom Menschen nicht aus primär wirtschaftlichen Überlegungen domestiziert wurde, sondern aus ästhetischen oder emotionalen Gründen: Schon vor 1.000 Jahren wurden Goldfische in China zur Zierde gehalten, im 17. Jahrhundert gelangten sie dann nach Europa und seitdem werden sie laufend weiter gezüchtet.

Die Stammform des Goldfisches ist der Giebel, ein silbergrauer Karpfenfisch, der vor allem an der pazifischen Küste Sibiriens, in China und Vietnam beheimatet ist. Wie der Giebel, hat auch der Goldfisch besonders stark durchblutete Kiemen und kann sich damit auch in sauerstoffarmem Wasser zurechtfinden. Zudem verfügen diese lernfähigen und geselligen Schwarmfische über ein ausgeprägtes Sehorgan, was vor allem jenen Tieren zum Verhängnis wurde (oder wird), die in den tierschutzwidrigen „Goldfischgläsern“ gehalten werden. Aufgrund der Krümmung des Glases sieht der Fisch auf allen Seiten ein verzerrtes Spiegelbild, was ihn nachweislich unter Stress setzt und belastet.

Die Augen der Goldfische waren schon früh ein beliebtes Objekt der ZüchterInnen. Bekannt sind etwa die „Teleskopaugen“, bei denen die Sehorgane der Fische infolge einer gezielten Degeneration der Netzhaut seitlich weit hervorstehen, die „Himmelsgucker“, deren Augen senkrecht nach oben gerichtet sind, oder die „Blasenaugen“, eine sehr alte chinesische Zuchtform, die darauf abzielte, die untere Bindehaut des Fisches mit Flüssigkeit zu füllen (siehe Video). Es ist nachgewiesen, dass das Sehvermögen der Fische infolge dieser züchterischen Eingriffe erheblich beeinträchtigt wird.

Überhaupt ist nahezu alles am Goldfisch zum Experimentierfeld der Zucht geworden. So gibt es inzwischen Fische mit extrem langen Schwanzflossen („Schleierschwänze“) oder solche ohne Rückenflossen („Eiergoldfische“); andere weisen eine Wirbelsäulenverkrümmung auf, sie haben abstehende, stark gewölbte Schuppen, umgewendete Kiemendeckel („Quellkiemen“) oder Hautwucherungen. In den meisten Fällen führt eine solche „Hochzucht“ – sie beruht grösstenteils auf Inzucht – zu massiven Problemen bei der Fortbewegung oder zu Behinderungen des Sozial- und Nahrungsverhaltens. Zumindest in Schweden sind inzwischen einige dieser Goldfischzuchtformen verboten. Ansonsten wird emsig weiter gezüchtet: In Singapur, Malaysien, Indonesien oder Tschechien, wo die Tiere in Becken so gross wie Fussballfelder heranwachsen, daraufhin sortiert, verpackt und abtransportiert werden.

„Goldfischglas“ © Daniel Minkov (www.fotos.sc)

Wie in anderen Bereichen der „Nutztierhaltung“, werden die Fische aufgrund dieser extremen Züchtungen noch empfindlicher als sie ohnehin sind. Tatsächlich geht man davon aus, dass nahezu ein Drittel der in Zoohandlungen angebotenen Goldfische aufgrund schlechter Zucht-, Transport- und Haltungsbedingungen geschwächt oder bereits erkrankt sind. Das führt zu einem extremen „Verschleiss“, wie er für die „Zierfischindustrie“ im Allgemeinen charakteristisch ist. Allein in die Schweiz werden jedes Jahr bis zu 60 Tonnen „Lebendware“ importiert, was bei einem durchschnittlichen Gewicht von 10 Gramm pro Fisch um 6 Millionen „Zierfische“ ergibt. Auf den weltweiten Markt bezogen, ist die Schweiz freilich nur ein „kleiner Fisch“: Nach offiziellen Angaben werden jedes Jahr 1.5 Milliarden Aquarienfische in alle Welt verfrachtet.

Grösse: bis 40 cm
Lebenserwartung
: bis 35 Jahre
Verkaufte „Zierfische“ in der CH pro Jahr
: 7 Millionen (90% Import)
Verkaufte „Zierfische“ weltweit pro Jahr
: 1.5 Milliarden
Ausgaben für „Zierfische“ in der CH pro Jahr
: CHF 60 Millionen

Quellen: Schweizer Tierschutz STS // BVET

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