22
Nutztierhaltung

Animal Enhancement: Künftiger Alptraum für Nutztiere?

Krebsverseuchte Mäuse, Mastitis-resistente Kühe, federlose Hühner: Unter dem Schlagwort “Animal Enhancement” wird seit Jahren intensiv daran geforscht, die Leistung von Tieren fortlaufend zu “verbessern”. Davon profitieren sollen auch die Tiere selbst, versprechen die Technologen. Doch was ist davon zu halten? Eine Debatte zwischen Arianna Ferrari und Adriano Mannino.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Krebsverseuchte Mäuse, Mastitis-resistente Kühe, federlose Hühner: Unter dem Schlagwort “Animal Enhancement” wird seit Jahren alles daran gesetzt, die Leistung von Tieren fortlaufend zu “verbessern”. Davon profitieren sollen auch die Tiere selbst, versprechen die Technologen. Doch was ist von einem solchen „technovisonären Tierschutz“ eigentlich zu halten? Die Tierethikerin Arianna Ferrari gibt sich skeptisch.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Adriano Mannino und die Erwiderung von Arianna Ferrari.

„Animal Enhancement“: was heisst das?

Seit gut einem Jahrzehnt spielt die Idee des „Enhancement“ (Verbesserung) in der Forschung eine entscheidende, aber auch kontroverse Rolle.

Die Gentechnik in der Medizin, die Erfindung von Medikamenten zur Steigerung kognitiver Fähigkeiten oder die Entwicklung von Prothesen – all das gilt als ultimatives Zeichen des wissenschaftstechnologischen Fortschritts (Roco & Bainbridge 2002; Savulescu et al. 2011). Dabei beschränken sich diese Forschungen längst nicht mehr auf den Menschen. Genauso wie sich unsere eigenen Fähigkeiten mit neuen Technologen optimieren lassen, können auch andere Tiere „verbessert“ werden (Ferrari et al. 2010a). Doch was genau heisst das?

Dass eine züchterische Veränderung von Tieren auch im Namen des Tierschutzes geschieht, ist eine altbekannte Aussage der Tiernutzungsindustrie. Immerhin müssen Tiere ein gewisses Mass an Gesundheit und Fitness aufweisen, damit sie produktiv sein können. Ein Beispiel dafür ist die Zucht von federlosen Hühnern: Weil dadurch das Problem des Federpickens angeblich vermieden wird, werden diese Zuchtmethoden als etwas hingestellt, das auch für die Hühner von Vorteil sei (Cahaner et al. 2008).

Nun gibt es aber neue Technologien (wie Gentechnik und Nanotechnologien), die hinsichtlich der Eingriffe in das Wesen der Tiere („Eingriffstiefe“), des Veränderungspotenzials sowie des Tierleids noch weiter reichen als traditionelle Zuchtmethoden. In der visionären und optimistischen Logik des technowissenschaftlichen Fortschritts erscheint die perfekte Manipulation und Umgestaltung von Tieren nun endlich möglich – auch wenn dabei viele Tiere in Experimenten und technischen Verfahren geopfert werden müssen. Dabei sind den Vorstellungen, wie sich beispielsweise „Nutztiere“ weiter „verbessern“ lassen, offenbar keine Grenzen gesetzt, wie viele hoch dotierte Projekte zeigen.

Doch was steckt eigentlich hinter diesen Forschungsprogrammen, wie realistisch sind sie und welche Kosten sind damit für die Tiere verbunden?

Aktuelle Forschung und Ziele in der Nutztierhaltung

Trotz der hohen Versprechen der Gentechnik seit Mitte der 1990er Jahre existiert bis heute keine kommerzielle Nutzung transgener Nutztiere. Die dafür erforderlichen Verfahren erweisen sich als zu schwierig und sind nicht profitabel.

Dennoch hält die Forschung auch weiterhin an ihren Zielen fest. So geht es im sogenannten „Gene-Farming“ darum, die Qualität sowie Effizienz der Nutztiere und deren Produkte zu verbessern. [1] Beispielweise wird die Fett- oder Cholesterin-Zusammensetzung bei Tieren so verändert, dass sie dem Bedürfnis der KonsumentInnen entsprechen (Wheeler 2007). Oder es werden Kühe erzeugt, deren Milchproduktion derart manipuliert ist, dass sie erhöhte Kasein-Werte aufweisen – Kasein ist für die Herstellung von Milchprodukten notwendig – (Choi et al. 1996) oder dass damit die Allergieanfälligkeit von Kindern gegenüber Kuhmilch gesenkt werden kann (Wang et al. 2008).

Erst kürzlich wurde in China eine Kuh genetisch so verändert, dass sie „menschliche Milch“ produzieren kann, also eine Milch, die dieselben Nährwerte aufweist wie die menschliche Muttermilch. Auf diese Weise soll, als Alternative zur Muttermilch, eine neue Babynahrung entwickelt werden (Yang et al. 2011).

In der Landwirtschaft bisher noch eine Vision – in den Forschungsprogrammen aber bereits anvisiert – ist der Einsatz von Nanotechnologien. [2] Sie verfolgen im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen geht es um die Verbesserung von Technologien zur gentechnischen Veränderung oder dem Klonen von Nutztieren (s.u.) und zum anderen um die Herstellung und Verwendung von Biosensoren, die den Gesundheitszustand von Nutztieren konstant überwachen und eventuell korrigieren (Scott 2005).

Auch diese Forschungen zielen in Richtung einer effizienteren Nutztierhaltung, die immer automatischer betrieben wird: Die dafür entwickelten Instrumente sollten in der Lage sein, sich selbst zu aktivieren und zu regulieren.

Geklonte Nutztiere

Das Klonen von Nutztieren sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen, die sich sich vor allem um die Sicherheit von Fleischprodukten und deren Kennzeichnung drehen. [3] Dabei geht es beim Klonen – wie die ForscherInnen behaupten – nicht etwa darum, eine gesamte Nutztier-Population zu ersetzen, denn das wäre zu komplex und auch zu kosten- und zeitaufwändig. Vielmehr soll ein Reservoir von hochwertigem Reproduktionsmaterial wie Spermien und Eiern angelegt werden.

Da beispielsweise ein geklontes Rind zwischen 15.000 und 20.000 US-Dollar kostet, ist in näherer Zukunft allerdings nicht zu erwarten, dass solche Produkte im grossen Stil kommerziell vermarktet werden. Letztlich ist das Klonen von Nutztieren nichts anderes als eine Methode, die selektionierten Merkmale von „Zuchttieren“ zu sichern und weiter zu verwerten. Zusammen mit der weit verbreiteten künstlichen Besamung – die im Übrigen auch in Öko-Betrieben praktiziert wird – soll das Klonen zu einer noch effizienteren Tierproduktion beitragen.

„Gesündere“ und umweltfreundlichere Tiere

Eine Steigerung der Produktivität – so meinen WissenschaftlerInnen – könne auch für die Tiere selbst von Vorteil sein. Tatsächlich gehören die Verbreitung von Krankheiten sowie die Massentötung von Tieren (auch als „Seuchenbekämpfung“ bekannt) zu den grossen Problemen der modernen Tierhaltung. Nicht zuletzt deswegen wird intensiv an krankheits-resistenten transgenen Nutztieren geforscht.

Keine Mastitis und noch mehr Milch © tier-im-fokus.ch (tif)

So werden zum Beispiel zur Bekämpfung schwerer Euterentzündungen (Mastitis) transgene Kühe erzeugt, in deren Milch das antibakterielle Peptid Lysostaphin enthalten ist, welches die Milchdrüsen gegen die Entzündung von Staphylococcus Aureus schützt (Donovan et al. 2005). Vergleichsweise bekannt ist die Herstellung transgener Hühner, die gegen die Vogelgrippe resistent sind. Dabei handelt es sich eigentlich um gentechnisch veränderte Hühner, die eine reduzierte Fähigkeit aufweisen, den Virus der Vogelgrippe zu verbreiten, obwohl sie selbst daran erkrankt sind. Allerdings weisen die bisher gewonnenen Ergebnisse keine statistische Relevanz auf und gehören so gesehen noch in den Bereich der Grundlagenforschung (Lyall et al. 2011).

Wie inzwischen bekannt, hat die Nutztierhaltung negative Auswirkungen auf unsere Umwelt (Schlatzer 2010). Entsprechend zielt ein Teil der Forschung darauf ab, weniger umweltverschmutzende Tiere zu erzeugen. Ein Beispiel dafür sind transgene Schweine namens „Enviro-Pigs“, die Kot mit verminderten Phosphat-Anteilen produzieren. Diese Schweine setzen in ihren Speicheldrüsen eine Substanz (Phytase) um, welche die biologische Verfügbarkeit von Phosphor aus den Phytinsäuren von Getreide und Soja erhöht. Aus diesem Grund benötigen sie fast keinen zusätzlichen Phosphor im Futter, was zur Folge hat, dass ihr Kot weniger Phosphat enthält (Golovan et al. 2008).

Nicht zuletzt werden auch transgene Fische zwecks Erhöhung der Anpassungsfähigkeit an spezifische Haltungsbedingungen in Fischzuchten hergestellt. Dazu gehört zum Beispiel die Kältetoleranz durch das Einschleusen eines „Antifreeze Proteins AFP“ (Hew et al. 1995), was zudem die Krankheitsresistenz erhöhen soll (Dunham 2009). In den USA möchte man die Sicherheitsbehörden von der Unbedenklichkeit transgener Salmonen „AquAdvantage salmon®“ überzeugen, die schneller wachsen als traditionelle Lachse (Van Eenennaam & Muir 2011).

Mehr Leid und noch mehr tote Tiere

Jede technowissenschaftliche Innovation hat ihre Kosten. In den meisten Fällen gehen sie allerdings klar zu Lasten der Tiere.

So ist das Klonen von Tieren mit vielen Unsicherheiten sowie Schäden für deren Nachkommen verbunden. Das Spektrum reicht von Atmungsproblemen über Leber- oder Nierenversagen bis hin zu Immunschwächen oder Muskel-Skelett-Anomalien. Ein bekanntes Phänomen ist das Large Offspring Syndrome bei geklonten Rindern; sie gebären zu grosse Kälber, die später an Übergewicht leiden. Auch weisen geklonte Föten eine grössere Wahrscheinlichkeit für Fehlbildungen auf, wie das auch von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgestellt wurde. Entsprechend hat sich im Oktober 2010 die Europäische Kommission in einem Bericht gegen das Klonen von Tieren zum menschlichen Verzehr ausgesprochen. Ein Verbot von Produkten aus geklonten Tieren gibt es in Europa bislang allerdings nicht.

Auch gentechnische Verfahren weisen Probleme auf. Konkret sind sie mit einem hohen Tierverbrauch sowie einem erhöhten Risiko verbunden, dass das Wohlergehen der Tiere negativ beeinträchtigt wird. Was die Zahl der von diesen Forschungsprogrammen betroffenen Tiere betrifft, sind dazu nicht bloss die tatsächlich modifizierten zu zählen, sondern auch sogenannte Spender- und Ammentiere, ferner die häufig zur Herstellung von Tieren notwendigen Zwischengenerationen sowie die „falsch veränderten“ Tiere, welche das Transgen entweder nicht am erwünschten Ort im Genom oder überhaupt nicht exprimieren (Ferrari 2008).

Beltsville Pigs

Ausserdem ermöglicht das gentechnische Verfahren in der überwiegenden Mehrheit der Fälle keine präzise Integration des Genkonstruktes ins Genom. Mit anderen Worten lässt sich nicht bestimmen, wo genau das fremde Erbgut ins Genom eingeführt (bzw. ausgeschaltet) wird. Entsprechend ist mit unerwarteten Effekten und Nebenwirkungen auf das äusserliche Aussehen (Phänotyp) zu rechnen. Bekannt sind in diesem Zusammenhang die Schweine namens „Beltsville pigs“; sie litten infolge ihres Übergewichts an Gelenkschäden und wiesen eine geringere Fortpflanzungsrate auf (Pursel et al. 2004).

Technovisionärer „Tierschutz“

In der Diskussion über neue Technologien wird die „Verbesserung“ von Tieren mitunter sogar im Namen des Tierschutzes verteidigt.

Der sogenannte Transhumanist Hughes, der sich gegen Anthropozentrismus und für das von den TierethikerInnen Paola Cavalieri und Peter Singer 1993 lancierte Great Ape Project (GAP) äussert, verteidigt die Verwendung von Nanotechnologie, Gentechnik sowie Medikamente zur Verbesserung („uplifting“) von Tieren. Er ist der festen Überzeugung, dass wir wie bei Kindern eine moralische Verpflichtung hätten, Tiere mithilfe technologischer Mitteln zu einer „kognitiven“ Reife zu bringen. Auch Dvorsky sieht in den neuen Technologien eine Möglichkeit, die Diskriminierung „hoch entwickelter“ Tiere zu überwinden und sie in die moralische sowie rechtliche Gemeinschaft zu integrieren (Dvorsky 2008).

Nicht anders sieht das die Philosophin Chan: Sollten „Verbesserungen“ von Tieren zum Zwecke der menschlichen Nutzung zugleich in deren Interesse sein und ihr Wohlergehen fördern, so haben wir die moralische Pflicht, das Projekt „animal enhancement“ zu unterstützen (Chan 2009). In ihrem Projekt zur Überwindung der biologischen Grenzen von Mensch und Tier verwenden Transhumanisten auch zum Teil typische Begriffe aus der Tierrechts- und Tierbefreiungstradition: So spricht z.B. der britische Philosoph David Pearce von einem abolitionistischen Projekt in Bezug auf das Ziel, durch neue Technologien Mensch und Tier von Leiden zu befreien.

Obschon die Frage, inwieweit Wissenschaft und Technologie den Tieren selbst zu Gute kommen können, gewiss legitim ist, gilt es den Blick auf die derzeitige Praxis nicht zu verlieren. So ist es eine Tatsache, dass TranshumanistInnen mit ihrer forschungspolitischen Agenda, die eine Eingrenzung bzw. Abschaffung der biologischen Grenzen des Menschen vorsieht, Tierversuche aktiv unterstützen und zum Teil finanzieren. [4] Das aber wird von ihnen gar nicht thematisiert. Damit erscheint jedglicher Bezug auf tierschützerische oder oder tierrechtliche Gedanken in ihren Argumenten jedoch unglaubwürdig. Was somit dringend notwendig wäre, ist eine grundsätzliche Debatte über die Ziele derzeitiger Forschungsprogramme. Andernfalls bleibt eine „ethische“ Analyse von gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Zielen losgelöst und damit unkritisch und abstrakt.

„Fitter, healthier and more productive – a pig in a cage on antibiotics“ [5]

Die gesamte Diskussion um eine „Verbesserung“ im menschlichen Bereich dreht sich um Überschreitung der von Natur gesetzten Grenzen der Spezies Homo Sapiens mittels neuer Technologien. Für die BefürworterInnen kann sich der Homo Faber dank seiner Vernunft vom biologischen Schicksal „befreien“, indem er sich neu gestaltet (Ferrari 2010b). Solche Versprechen werden kontrovers diskutiert und können hier nicht weiter analysiert werden. Wo steckt aber das Befreiungspotenzial neuer Technologien für das Tier?

Wirft man einen genaueren Blick in die tierärztliche Forschung, die eine Kandidatin für eine analoge „Befreiung“ der biologischen Grenzen von Tieren sein könnte, bemerkt man rasch: Jenseits von therapeutischen Zielen sind Interventionen an Tieren immer an menschliche Nutzungsinteressen und Gewinnmöglichkeiten gekoppelt. Ein Beispiel dafür ist die Rassenselektion bei Hunden und Katzen, die z.B. das Ziel verfolgt, dass die Tiere zahmer werden oder bestimmte Aufgaben besser lösen können (wie Jagdhunde). Ob solche Eingriffe für die Tiere selbst tatsächlich eine „Verbesserung“ bringen, ist umstritten. In allen anderen tiermedizinischen Bereichen geht es im Grunde um die Entwicklung von Therapien und Behandlungsmethoden. Aus einer tierrechtlichen Perspektive bleibt auch in diesem Fall die Anwendung von Tierversuchen problematisch.

Spitzenforschung im Veterinärbereich, insbesondere an Nutztieren, soll v.a. die durch die menschliche Nutzung verursachten Leiden minimieren, d.h. sie betreibt im Grunde genommen nur Schadensbekämpfung. Grundlagenforschung im Bereich der Landwirtschaft dient überwiegend zur Implementierung derjenigen Merkmale von Nutztieren, die für den Menschen profitabel sind. Sie operiert deshalb mit einem reduktionistischen Verständnis vom Tier und propagiert insofern ein verkürztes und falschverstandenes Tierwohl, als es bloss darum geht, die Teile der „Tier-Maschine“ so lange wie möglich zu erhalten, damit sie nicht kaputt geht.

In Richtung Leistungssteigerungsgesellschaft?

Die Ausbeutung der Tiere durch „Techno-Optimierung“ spiegelt eine Tendenz der menschlichen Gesellschaft wider: Der neue Arbeitsmarkt erwartet einen Menschen, der immer schneller, konkurrenzfähiger und bestens an die neokapitalistischen Werte angepasst ist. Die Technologien bieten Mensch und Tier ein potentiell grenzenloses Doping an. Damit bewegen sich beide gleichermassen in Richtung einer „Leistungssteigerungsgesellschaft“.

Solange die technowissenschaftliche Entwicklung von diesen Werten geprägt ist, kann von einer Befreiung der Tiere durch technologische Entwicklung keine Rede sein; eher von einer zusätzlichen Versklavung.

Zudem bleibt die grundsätzliche Frage unbeantwortet: Gibt es überhaupt technologische Eingriffe an Tiere, die mit der Berücksichtigung ihrer Interessen bzw. Rechte kompatibel sind? Ist man der Ansicht, dass Tiere moralisch relevant sind, dass sie Rechte haben und dass sie ein gutes Leben verdienen, kann die Notwendigkeit einer Umkehrung der heutigen wissenschaftlichen Entwicklung nicht mehr übersehen werden.

Die Auseinandersetzung mit der Forschung und ihren Visionen bleibt aus tierrechtlicher Perspektive deshalb ein wesentlicher Bestandteil der kritischen Reflexion.

Fussnoten

[1] Der Begriff „Gene-Farming“ nimmt auf die Nutztierhaltung („farm“) sowie auf Biotechnologien („gene“) Bezug und bezeichnet die Forschung zur Herstellung transgener Tiere, aus deren Körperflüssigkeiten Lebensmittel mit besonderer Wirkung sowie mit potenzierten Effekten für den menschlichen Konsum gewonnen werden.f

[2] Es gibt immer noch keine offiziell anerkannte Begriffsbestimmung von „Nanotechnologie“. Die meist akzeptierte Definition bezieht sich auf Forschungen in den Bereichen Physik und Chemie mit Grösseneinheiten zwischen Einzelatom bis zu 100 Nanometern.

[3] 2006 hat die US-Food and Drug Administration (FDA) den Konsum von Fleisch- und Milchprodukten aus geklonten Nutztieren (Vieh, Schweine und Ziegen) als sicher erklärt und genehmigt. Zu demselben Ergebnis kam auch die Europäische Behörde EFSA bezüglich der Produkte aus geklonten Rindern und Schweinen; allerdings hat die EFSA deutlicher als die FDA auf die gesundheitlichen Nachteile für die Tiere hingewiesen. Zudem verabschiedete im Juni 2009 die Europäische Kommission eine neue Novel-Food-Entscheidung, der zufolge Produkte von Folgengenerationen – also die durch neue Technologien erzeugten Lebensmittel – prinzipiell zugelassen sind. – Was die Kennzeichnung von Fleischprodukten aus geklonten Tieren angeht, konnte sich gemäss einer Mitteilung vom März 2011 das Europäische Parlament offenbar nicht einigen.

[4] Paradigmatisch dafür ist die Methuselah Foundation, die vom Anti-Aging bekannten Forscher Aubrey de Grey gegründet wurde. Die Stiftung verleiht jährlich Preise an WissenschaftlerInnen, die in der Lage sind, Mausmodelle mit der längsten Lebenserwartung herzustellen oder zu halten.

[5] Aus dem Song „Fitter Happier“ (Album Ok Computer, 1997) von Radiohead.

Literatur

Cahaner A. et al. (2008): Effects of the Genetically Reduced Feather Coverage in Naked Neck and Featherless Broilers on Their Performance Under Hot Conditions, in: Poultry Science 87, 2517-2527.

Chan S. (2009): Should we enhance animals?, in: Journal of Medical Ethics 35, 678-683.

Choi B.K. et al. (1996) Genetic modification of bovine-casein and its expression in the milk of transgenic mice, in: Journal of Agricultural Food Chemistry 44, 935-960.

Donovan D.M. et al. (2005): Engineering disease resistant cattle, in: Transgenic Research 14(5), 563-567.

Dunham R.A. (2009): Transgenic fish resistant to infectious diseases, their risk and prevention of escape into the environment and future candidate genes for disease transgene manipulation, in: Comp Immunol Microbiol Infect Dis. 32(2), 139-161.

Dvorsky G. (2008): All Together Now: Developmental and ethical considerations for biologically uplifting nonhuman animals, in: Journal of Evolution and Technology 18, 1, 129-142.

Ferrari A. (2008): Genmaus & Co. Gentechnisch veränderte Tiere in der Biomedizin, Erlangen.

Ferrari A. et al. (2010a): Animal Enhancement. Neue technische Möglichkeiten und ethische Fragen, Bern.

Ferrari A. (2010b): The Control Nano-Freak: multifaceted strategies for taming Nature, in: Kjolberg K., Wickson F. Nano meets Macro – Social Perspectives on Nano-scaled Sciences & Technologies, Pan Stanford, 307-335.

Golovan S. et al. (2008): Analysis of Sus scrofa liver proteome and identification of proteins differentially expressed between genders, and conventional and genetically enhanced lines, in: Comparative Biochemistry and Physiology Part D Genomics and Proteomics 3 (3), 234-242.

Hew C.L. et al. (1995): Transgenic salmon: tailoring the genome for food production, in: Journal of Fish Biology 47, 1-19.

Lyall J. et al. (2011): Suppression of Avian Influenza Transmission in Genetically Modified Chickens, in: Science 331, 223-226.

Pursel V.G. et al. (2004): Growth and tissue accretion rates of swine expressing an insulin-like growth factor I transgene, in: Animal Biotechnology 15, 33-45.

Roco M. & Bainbridge W. (eds.) (2002): Converging Technologies for Improving Human Performance. Nanotechnology, Biotechnology, Information Technology and Cognitive Science (NSF/DOC-sponsored report), Arlington.

Savulescu J. et al. (2011): Enhancing Human Capabilities, Oxford.

Schlatzer M. (2010): Tierproduktion und Klimawandel. Ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima, Wien u. Berlin.

Scott N.R. (2005): Nanotechnology and animal health, in: Revue scientifique et technique (International Office of Epizootics) 24 (1), 425-432.

Van Eenennaam A. & Muir W. M. (2011): Transgenic salmon: a final leap to the grocery shelf?, in: Nature Biotechnology 29, 706-710.

Wang J. et al. (2008): Expression and Characterization of Bioactive recombinant Human α-Lactalbumin in the Milk of Transgenic Cloned Cows, in: J. Dairy Sci. 91, 4466-4476.

Wheeler M.B. (2007): Agricultural applications for transgenic livestock, in: Trends Biotechnol. 25 (5), 204-210.

Yang B. et al. (2011): Characterization of Bioactive Recombinant Human Lysozyme Expressed in Milk of Cloned Transgenic Cattle, in: PLoS ONE 6(3), e17593.

Arianna Ferrari studierte Philosophie in Mailand und Tübingen und promovierte in Ko-Betreuung zwischen Tübingen und Turin über gentechnisch veränderte Tiere in der Biomedizin. Zurzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am KIT/ITAS Karlsruhe. Ihre Schwerpunkte sind Tierphilosophie, Bioethik, Technikphilosophie, Schnittstelle zwischen Ethik und Politik der neuen Technologien und Wissenschaftsphilosophie. Weitere Arbeiten von ihr (Auswahl): Animal Enhancement. Neue technische Möglichkeiten und ethische Fragen (2010); „Technisch verbesserte Tiere, Mensch-Tier-Chimäre und die Überwindung der Mensch-Tier-Dichotomie in der zeitgenössischen Tierphilosophie“, in: Kovács, L. et al. (eds.) (2010): Darwin und die Bioethik. Freiburg: Karl Alber 2011, S. 115-131; Genetically modified laboratory animals in the name of the 3Rs?, in: ALTEX 23 04/2006: 294-307.

Starte eine Diskussion

Noch keine Kommentare

Ähnliche Beiträge

One animal, one vote? Eine kleine Einführung in die Tierpolitik
Weiterlesen

One animal, one vote? Eine kleine Einführung in die Tierpolitik

Weiterlesen
Häufig gestellte Fragen zu Tierrechten
Weiterlesen

Häufig gestellte Fragen zu Tierrechten

Weiterlesen
«Der Drache war zuerst da!»
Weiterlesen

«Der Drache war zuerst da!»

Weiterlesen
Fürsorge und Empathie. Feministische Ansätze in der Tierethik
Weiterlesen

Fürsorge und Empathie. Feministische Ansätze in der Tierethik

Weiterlesen
The Animal People
Weiterlesen

The Animal People

Weiterlesen
FesTIF #22: Vegane Landwirtschaft
Weiterlesen

FesTIF #22: Vegane Landwirtschaft

Weiterlesen
7 Gründe, wieso du die Initiative gegen Massentierhaltung unterstützen solltest
Weiterlesen

7 Gründe, wieso du die Initiative gegen Massentierhaltung unterstützen solltest

Weiterlesen
Tier im Fokus zeigt Rinderhalter wegen mehrfacher Tierquälerei an
Weiterlesen

Tier im Fokus zeigt Rinderhalter wegen mehrfacher Tierquälerei an

Weiterlesen
Pfoten hoch! TIF organisiert Filmreihe zu Tierrechten mit
Weiterlesen

Pfoten hoch! TIF organisiert Filmreihe zu Tierrechten mit

Weiterlesen