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Nutztierhaltung

Delfine – ewig lächelnde Clowns in Gefangenschaft

Eigentlich leben Delfine in der freien Wildbahn in sozial strukturierten sogenannten Schulen und legen täglich bis zu 100 km zurück und tauchen mehrere Hundert Meter tief. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ihnen ihre Neugierde, Verspieltheit und das "ewige Lächeln" jedoch zum Verhängnis. Seither werden diese Meeressäuger zur Belustigung des Publikums in Delfinarien gefangen gehalten. Ein Beitrag von Roger Furrer (tif).

Text: Tier im Fokus (TIF)

Eigentlich leben Delfine in der freien Wildbahn in sozial strukturierten sogenannten Schulen, sie legen täglich bis zu 100 km zurück und tauchen mehrere Hundert Meter tief. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ihnen ihre Neugierde, Verspieltheit und das „ewige Lächeln“ jedoch zum Verhängnis.

https://www.youtube.com/v/VpQs_tTditg
Video: www.youtube.com/v/VpQs_tTditg

Der US-amerikanische Zirkuspionier Phineas Taylor Barnum war 1860 der Erste, der Wale in Gefangenschaft zeigen wollte. Die ersten beiden Beluga Wale starben innerhalb weniger Tage, nachdem er sie nach der 700 Meilen langen Zugfahrt nach New York in einen Tank mit Süsswasser setzte. Ein weiteres Paar Belugas, das Barnum in einem sieben mal sieben Meter grossen Behälter mit Meerwasser hielt, starb ebenfalls sofort. Zwei weitere Weisswale lebten gerade so lange, dass sie erstmals in der Geschichte als Delfine in Gefangenschaft einem Publikum zur Schau gestellt werden konnten. In seinem „Barnum’s American Museum“ zeigte er auch Tierbaby- und Hundevorstellungen, Geflügel- und Blumenausstellungen, unbekannte Tierarten und „gezähmte Indianer“.

Der nächste Versuch, Delfine zur Schau zu stellen, unternahm Charles Haskins Townsend, damaliger Direktor des New Yorker Aquariums. Ende 1913 liess er fünf Grosse Tümmler von North Carolina nach New York bringen. Der letzte der fünf Delfine starb nach 21 Monaten in Gefangenschaft an Lungenentzündung – übrigens auch heute noch eine der häufigsten Todesursachen bei Delfinen in Gefangenschaft.

Geburtstunde der Delfinarien

Das erste eigentliche Delfinarium, in dem dann auch Delfin-Shows gezeigt wurden, öffnete 1938 in Florida seine Tore. Dass Delfine in den damaligen „Marine Studios“ (heute Marineland) dressiert wurden, war eher ein Zufall. Die Tümmler begannen allmählich während der Fütterung hochzuspringen, um die ihnen zugeworfenen Fische zu fangen. Diese natürliche Verspieltheit wurde zur ersten Publikumsattraktion.

Der Wärter Cecil Walker arbeitete damals in den „Marine Studios“ im Nachtdienst, als ein Delfin eine Feder über die Wasseroberfläche zu ihm hinschob. Nachdem er die Feder zurück ins Wasser warf, brachte sie ihm der Delfin sofort wieder zurück. Dies war im Jahre 1939 die Geburtsstunde, Delfine für Shows zu dressieren.

Im Jahre 1963 kam der erste „Flipper“-Film in die amerikanischen Kinos. Die weltberühmten Filme und die gleichnahmige Fernsehserie verhalfen der Delfinarien-Industrie endgültig zum internationalen Durchbruch.

In Deutschland entstand das erste Delfinarium 1965 im Zoo-Duisburg. In der Schweiz waren die ersten Delfine ebenfalls im Jahre 1965 im Kinderzoo Knie in Rapperswil-Jona ZH zu sehen. Am 25. Juli 1970 wurde dort ein festes Delfinarium mit einem 800.000 Liter fassenden Meerwasserbecken in Betrieb genommen. Im Jahre 1983 öffnete das Conny-Land in Lipperswil TG seine Tore.

Ewig lächelnde Delfine – zu Clowns degradiert

In Delfinarien leben in der Regel Grosse Tümmler und Schwertwale (Orcas), die zur Unterhaltung der Zuschauer „Kunststücke“ vorführen müssen und so zu Clowns degradiert werden.

Das „Lächeln“ des Delfin täuscht. Es schwindelt uns ständige Lebensfreude dieser Tiere vor. Fakt ist aber, dass das angeborene „Lächeln“ wegen fehlender Gesichtsmuskulatur und der Form des Unterkiefers zustande kommt.

„Das Lächeln des Delphins ist die grösste Irreführung der Natur; es schafft die Illusion, dass sie ihre Arbeit tatsächlich geniessen,“ betont Richard O’Barry, ehemaliger Delfintrainer und seit 40 Jahren Delfinschützer. „Aber wenn dieser Delphin tot auf der Hafenrampe liegen würde, würde es immer noch so aussehen, als würde er lächeln.“

Diese starre lächelnde Mimik erfreut viele Besucher solcher Vergnügungsparks und verdeckt den Dauerstress und das Leiden der Tiere.

Sie werden in engen, flachen und eintönigen Becken gehalten, wo sie lediglich stereotyp ihre Runden drehen können – obschon sie, wie erwähnt, in Freiheit bis zu 100 km schwimmen und mehrere 100 Meter tief tauchen. Zudem führt das künstlich aufbereitete Wasser zu Hautausschlägen und Augenentzündungen.

Aus diesem Grund boomen neuerdings abgezäunte Meeresbuchten, die relativ grösser konstruiert werden können und mit natürlichem Meerwasser gefüllt sind. Doch bieten sie keine sinnvolle Alternative. Durch die Ausscheidungen der Tiere und die „fehlende“ Chemie, die dagegen wirken könnte, den Delfinen aber Haut- und Augenreizungen zuführen würden, sind diese abgezäunten Anlagen oft stark verschmutzt, was einer Überdüngung gleichkommt. Zudem sind die Delfine der Gewalt von Stürmen schutzlos ausgeliefert, weil sie nicht tief genug abtauchen können. Dadurch besteht die Gefahr, dass sie von den Wellen gegen die Absperrungen geschmettert werden.

In Gefangenschaft verlieren Delfine die Nützung ihres Sonarsystems zur Ortung und Orientierung. In den engen Becken wirken die von den Betonwänden zurückgeworfenen Echosignale irreführend.

In diesen engen Becken werden die Delfine immer wieder zu neuen und unnatürlichen Gruppenverbänden zusammengepfercht. Dadurch können sie keine beständigen sozialen Kontakte aufbauen, was ihrem natürlichen Trieb entsprechen würde.

Tümmler beim Hochsprung im Delfinarium © Pro Wildlife

Die in Gefangenschaft lebenden Delfine werden an ihr neues Futter gewöhnt, wie beispielsweise tote Fische, die gar nicht zu ihrer natürlichen Nahrung gehören. Das ganze Trainingsprogramm wird so aufgebaut, dass die Delfine erst dann zu fressen kriegen, wenn sie die Dressurübung ausgeführt haben. Würden sie vor den Übungen und Shows gefüttert, wären sie gar nicht gewillt, all die Kapriolen mitzumachen. Nur durch Hunger und Langeweile als Animator wird dies erreicht.

Schlussendlich stresst die Meeressäuger in solchen Parks der ständige Lärm und die dauernde Anwesenheit von Menschen. Ihnen fehlen genügend Rückzugsmöglichkeiten.

Krankheiten, Verhaltensstörungen, Aggression und frühzeitiger Tod sind Folgen dieses Dauerstresses für Delfine in Gefangenschaft. Da die Tiere stressbedingte Magengeschwüre bekommen, müssen sie zum Beispiel regelmässig mit Medikamenten behandelt werden.

„Delphine sind nicht dazu geboren, für uns Menschen den Clown zu spielen“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. „Wir sind überzeugt, dass jeder, der die bittere Realität hinter dem scheinbaren Lächeln der Delphine erkennt, unseren Standpunkt teilen wird.“

Therapeut statt Clown

Neben den Showeinlagen entstand die Idee von „petting-pools“, sogenannten Fütter- und Streichelbecken. Die darin gehaltenen Delfine leiden häufig an Übergewicht, da sie sich untereinander das von den Besuchern zugeworfene Futter streitig machen. In der Aufregung haben sie auch schon mal in eine fütternde Hand gebissen. Da die Säuger derart aufs „Fressen“ konditioniert werden, verschlucken sie bewusst oder achtlos ins Becken geworfene Gegenstände wie Brillen, Kämme oder Münzen, was gravierende Konsequenzen für ihre Gesundheit haben kann.

Daneben werden in Delfinarien auch Delfin-Schwimmprogramme angeboten. Durch die direkte Interaktion zwischen Mensch und Tier kommt es immer wieder zu Verletzungen und Übertragungen von Krankheiten. Die fehlende Rückzugsmöglichkeit kann zu Verhaltensstörungen und auch Aggression führen. Und doch erleben diese Schwimmprogramme gerade in Urlaubsdestinationen einen Boom.

Da Delfinshows vermehrt in die Kritik geraten, versuchen die Delfinarien ihre Berechtigung mittels Delfintherapie zu begründen. Damit sollen seit den 80er Jahren psychische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen von Menschen behandelt werden. Solche Therapien kosten für die Betroffenen tausende Franken – und das, obschon bisher wissenschaftlich nicht belegt werden konnte, dass sie langfristig wirken.

Für die Haltung und Showprogramme von Delfinen in Vergnügungsparks ist man mancherorts mittlerweile sensibilisiert worden. Allerdings wurden diese in vielen Fällen von Seehunden abgelöst. Diese Tiere unterscheiden sich aber in den Anforderungen, der Intelligenz und dem sozialen Verhalten kaum von Delfinen.

Lukratives Geschäft der Vergnügungsparkindustrie

In Gefangenschaft ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Delfinen niedriger als in Freiheit. Zudem ist die Nachzucht bei Delfinen in Gefangenschaft sehr schwierig. Deshalb sind die Delfinarien und Aquarien auf Wildfänge angewiesen.

Allein in Japan werden jedes Jahr 75 bis 100 Delfine für die Vergnügungsparks gefangen, weitere dieser Meeressäuger werden auf den Salomonen, in Russland oder in Kuba aus ihrem natürlichen Lebensraum entrissen.

Mit dem oskarpreisgekrönten Film Die Bucht – The Cove und dem entsprechenden Buch Die Bucht. Flippers grausames Erbe hat der damalige Trainer der fünf Delfine für die „Flipper“-Filmfigur, Richard O’Barry auf die schrecklichen Treibjagden in Taiji aufmerksam gemacht. Ganze Delfinschulen werden in die japanische Bucht gejagt, die Besten für die Parks aussortiert und alle anderen einfach brutal abgestochen. O’Barry ist Kampagnendirektor der Save Japan Dolphins Coalition.

Ein wildgefangener, dressierter Delfin kostet 150.000 Dollar. Immerhin 600 Dollar können für einen toten Delfin verlangt werden. Bis zu einer Million Dollar kann ein einziger Delfin pro Jahr seinem Besitzer einbringen – was durchaus realistisch ist, wenn täglich hunderte BesucherInnen durch die Schwimmprogramme geschleust und pro Kopf dafür zwischen 100 und 200 Dollar bezahlt werden.

Mit der Vermarktung von Delfinen als Clowns, Streicheltiere oder Therapeuten wird weltweit jährlich ein Milliarden-Umsatz erzielt.

Schliessung von Delfinarien – ein Hoffnungsschimmer?

Die Kritik der Tierschützer in England hat in den letzten Jahren zur Schliessung von sämtlichen der über 30 Delfinarien geführt. In Deutschland bestehen noch drei der ehemals neun Anlagen. Dank massiver internationaler Proteste konnte im EU-Beitrittsland Kroatien im Sommer 2007 der Neubau eines Delfinariums gestoppt werden.

Aufgrund Protesten von OceanCare konnte das 1989 geplante Delfinarium in Martigny VS verhindert werden. Im Jahre 1998 verhinderte dieselbe Organisation in Jamaika die Ausfuhr von zwei wild gefangenen Delfinen für Knies Kinderzoo. Die Tiere behielten ihre Freiheit und Knie gab die Delfinhaltung auf. Unmittelbar wurden die Delfinshows im Kinderzoo durch Seelöwenvorführungen ersetzt. Auf Druck von OceanCare verzichtete das nunmehr einzige Schweizer Delfinarium Conny-Land 1999 auf neue Delfinimporte und musste seine Anlage ausbauen.

Im Juli 2010 verbietet das kroatische Kulturministerium den Import von Delfinen für kommerzielle Zwecke, speziell für Delfinarien. Laut tierschutznews.ch wird die Balkan-Republik damit zum bisher einsamen Vorreiter.

Tümmler beim Synchronspringen im Delfinarium © Pro Wildlife

Solche Meldungen könnten Hoffnung erwecken. Doch die Realität sieht anders aus.

Trotz der Schliessung vieler Anlagen gibt es weltweit nach wie vor rund 200 und in Europa etwa 60 Delfinarien. Die Zahl der Delfine und Kleinwale in Gefangenschaft wird auf der ganzen Welt auf 1.500 geschätzt. Vor allem in Südosteuropa und Spanien werden derzeit neue Delfinarien gebaut. Allein in der Türkei entstanden während der letzten Jahre sieben neue Delfin-Parks. Und die Delfine leben dort zum Teil unter sehr schlechten Bedingungen – dies vor allem als Touristenattraktion!

„Bei uns in der Schweiz gibt es so was nicht“, könnte man denken. Doch anfangs Juni 2010 erstatteten OceanCare und die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) Strafanzeige gegen Connyland. Ausschlaggebend dafür war ein detaillierter Bericht zweier ehemaliger Connyland-Delfintrainer. Dieser vertrauliche Bericht dokumentiert verschiedene Verstösse gegen das Tierschutzgesetz. Nach Aussagen von Sylvia Frey von OceanCare bestehen die wesentlichen Punkte der Strafanzeige darin, dass das Connyland seiner Aufgabe in der Pflege der Tiere und dem sorgsamen und hygienischen Unterhalt der Anlagen nicht genügend nachgekommen sei. Zudem müsse angemerkt werden, dass wirkliches Fachpersonal für die Betreuung der Delfine und Seelöwen fehlt.

Gegenüber tier-im-fokus.ch (tif) betont Frey, „[…] dass es OceanCare bei der Strafanzeige nicht um eine ‚Hetzjagd‘ gegen das Connyland geht. Sinn und Zweck der Anzeige war und ist einzig, vergangene Verfehlungen gegenüber den Tieren anzugehen und für die Zukunft Verbesserungen in der Haltung und Pflege zu erreichen. Letzteres ist uns ganz besonders wichtig, weshalb wir auch Vorschläge für Verbesserungen bei den zuständigen Stellen eingereicht haben.“

Politische Bemühungen in der Schweiz

OceanCare hat unter dem damaligen Namen Arbeitsgruppe zum Schutz der Meeressäuger (ASMS) am 15. Juni 1994 eine Petition mit 80.000 Unterschriften eingereicht, die Folgendes verlangte:

  1. ein sofortiges Importverbot für Cetacea, d.h. Wale und Delfine
  2. die Schliessung der Delfinarien in der Schweiz
  3. wenn möglich, eine Auswilderung der gefangen gehaltenen Delfine bzw. wenn dies nicht möglich war, den Transport in eine von Menschen betreute Meeresbucht

Diese Petition entstand nach einem Vortrag in einer Klasse mit 13 und 14-jährigen Kindern in Eglisau ZH über die Gefangenhaltung von Delfinen. Nach langem Hin und Her wurde die vom Nationalrat angenommene Motion aber vom Ständerat abgelehnt.

Im Rahmen der Revision der Tierschutzverordnung im Jahre 2008 erreichte es OceanCare aber, dass alle Walartigen (Cetacea) in die Kategorie der Wildtiere mit besonderen Ansprüchen an Haltung und Pflege (TSchV Art. 92) aufgenommen wurden. Aufgrund der besonderen Ansprüche wird die Haltung von Walen und Delphinen nur noch bewilligt, wenn erwiesen ist, dass diese dem neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse in Ethologie (Verhaltensforschung), Veterinärmedizin, Meeresbiologie, Akustik und Hygiene Rechnung trägt. Entsprechende Gutachten werden von anerkannten, unabhängigen Fachpersonen erarbeitet, welche gemäss den Kriterien über die Ausstandspflicht von Beamten und Behördenmitgliedern als unbefangen gelten.

16 jahre später hat OceanCare gemeinsam mit Partnerorganisationen eine ähnliche Petition auf EU-Ebene lanciert. Diese fordert:

  1. einen sofortigen Stopp für Neubauten von Delfinarien und
  2. ein Handelsverbot mit Walen und Delfinen in den Staaten der Europäischen Union, den EU Beitrittsländern, der Türkei und der Schweiz

Die Petition wird im ersten Quartal 2011 den zuständigen Stellen der EU überreicht. Es ist zu hoffen, dass sie mehr Erfolg hat!

Tierschutzrechtliche und ethische Gedanken zu Delfinarien

Entgegen gängiger Meinung sind Delfine als Nutztiere (z.B. in Delfinarien) weiterhin Wildtiere und keine domestizierten Tiere.

Nun bestehen verschiedene Verordnungen, Richtlinien, Konventionen und Gesetze, die in den verschiedenen Ländern bzw. Kantonen unterschiedlich streng und klar geregelt sind (Goetschel 2002):

  • Wildtier-Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 09.12.1996
  • Zoo-Richtlinie des Rates vom 29.03.1999 über die Haltung von Wildtieren in Zoos
  • Berner Konvention vom 19.09.1979: Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume
  • Washintoner Artenschutzübereinkommen (CITES): Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Tieren und Pflanzen
  • Richtlinien der EU-Kommission vom 08.05.1990 betreffend Importbewilligung lebender Cetaceen
  • Tierschutzgesetz (TSchG)
  • Tierschutzverordnung (TSchV)

Tierschutzrechtlich gibt es in Europa einzelstaatliche Unterschiede bezüglich der Wildtierhaltung. Einige Staaten „verbieten das Halten von freilebenden Wildtieren“, andere „verlangen eine den physiologischen und ethologischen Bedürfnissen der Tiere angepasste art- und tiergemässe Unterbringung“ und wiederum andere „untersagen ganz allgemein die Tierquälerei“ (Goetschel 2002, S. 13).

So ist die Haltung von Delfinen in Delfinarien in der Schweiz grundsätzlich erlaubt, wenn einige Bedingungen eingehalten werden: Anzahl und Grösse der Becken, Rückzugsmöglichkeit, Immissionsverminderung von Kunstlicht und Lärm, Aus- und Weiterbildung des Tierpflegepersonals, Anforderung an Wasserqualität, Fütterung und die komplexe Sozialstruktur.

Laut Berner Konvention (Art. 6 Bst.a) ist jede Form absichtlichen Fangens und Haltens von geschützten Wildtieren grundsätzlich verboten (Goetschel 2002, S. 7). Mit einem einfachen „Trick“ kann diese Konvention jedoch umgangen werden: „So werden etwa Delphine aus der freien Wildbahn gefangen, für einige Zeit ‚zwischengelagert‘, ansatzweise gezähmt und dann, zur Beruhigung der Öffentlichkeit, als ‚gefangene‘ Delphine und nicht als frische Wildfänge weiterverkauft.“ (Delaquis 2002, in: Liechti (Hrsg.) 2002, S. 339).

Delfin als Clown degradiert © OceanCare

Im Art. 120 Abs. 2 der Bundesverfassung (BV) wird seit 1992 der Kreatur eine Würde zuerkannt. „Der bedeutende deutsche Tierschutzethiker Gotthard M. Teutsch hält die Würde der Kreatur bei bestimmten Formen der Zurschaustellung von Tieren für verletzt oder gefährdet, wenn sie gezwungen werden, die von Menschen gesetzten Zwecke zu erfüllen. […] Die Würde der Delfine kann aber auch verletzt oder gefährdet werden, wenn der Mensch die Tiere als unterentwickeltes oder defizitäres Wesen betrachtet und sie zu möglichst menschlichen Verhaltensweisen ‚erzieht‘. […] Werden sie in Shows mit Kleidern oder Accessoires wie Sonnenbrillen versehen, werden die Tiere verdinglicht, also als blosse Sache betrachtet.“ (Goetschel 2002, S. 23-24).

In ihrem Artikel „Die Würde des Zootiers am Beispiel gefangener Delphine“ fordert Noëlle Delaquis abschliessend: „Sind der Fang eines Wildtieres, der Transport in eine völlig unnatürliche Umgebung, das grosse Risiko für das Tier zum alleinigen Zweck des menschlichen Amusements nicht Beweise genug für eine klare Würdeverletzung? Wenn ja, wäre es nur folgerichtig, wenn sich die Schweiz von der Haltung von Delphinen und Walen distanzieren und sich endlich für ein Halteverbot dieser Tierart aussprechen würde.“ (in: Liechti (Hrsg.) 2002, S. 340)

Was können Sie tun?

Verschiedene Delfin- und Walschutzorganisationen empfehlen mehrere Möglichkeiten, wie jeder einzelne Mensch dieser Misere in Delfinarien entgegentreten kann. Dazu gehören die folgenden:

  1. Besuchen Sie keine Delfinarien oder ähnlichen Einrichtungen, in denen Delfine in Gefangenschaft gehalten werden!
  2. Klären Sie andere über das Unrecht auf, Delfine in Gefangenschaft zu halten, informieren Sie sie über die Zustände in Delfinarien und mailen Sie diesen Artikel weiter!
  3. Unterzeichnen Sie u.a. folgende Petitionen gegen Delfinarien:
  4. Unterstützen Sie u.a. folgende Aktionen:

Diese Möglichkeiten nehmen wenige Minuten Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch. Für viele Delfine kann es aber ein lebenslanges Dasein in Freiheit bedeuten.

Verwendete und weiterführende Materialien und Links zum Thema

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2 Kommentare

lisa
vor 13 Jahre

ein delfin ist kein hund oder katze.er kann nicht mit dem schwanz wedeln oder schnurren bei eine physischen und phsychischen belastung.selbst beim grausamen abschlachten.hat er noch ein lächeln über.mir dagegen ist zum heulen zumute. lisa

lisa
vor 13 Jahre

habe mir gerade,delphin meditation,begegnung mit freien delphinen im blauen warmen ozean im internet angesehen.herrlich beruhigend. delphintherapie,delphinarien etc,für mich alles tierquälerei.

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