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Patentiere

Besuch bei Mino, Tamay und Rosa

Es war einer dieser heissen Spätsommertage, als wir am 10. September 2016 den alljährlichen Besuch bei Minotaurus, Tamay und Rosa durchführten. Und die Drei freuten sich über die mitgebrachten Rüebli, Äpfel, Kartoffeln und das trockene Brot.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Es war einer dieser heissen Spätsommertage, als wir am 10. September 2016 den alljährlichen Besuch bei Minotaurus, Tamay und Rosa durchführten. [1] Leider kamen bloss zwei Patinnen mit Zug und Bus ins Emmental – die vorigen Jahre waren es jeweils zwischen zehn und zwanzig PatInnen und AktivistInnen.

Doch Mino, Tamay und Rosa war das egal – oder sogar genehm, denn sie reagierten auch schon distanziert gegenüber vielen fremden Menschen, wie der Besuch 2012 zeigte. Als wir der Sommerweide entgegen liefen, standen Tamay und Rosa bereits am Rande im Schatten der Bäume. Nach kurzem Zurufen kam auch Mino in die Nähe. Und die Drei freuten sich über die mitgebrachten Rüebli, Äpfel, Kartoffeln und das trockene Brot.

Zu unserem Erstaunen konnte auch Mino die Leckereien scheinbar problemlos kauen. Mino ist mittlerweile 20 Jahre alt. Seit Frühling 2015 wissen wir, dass seine Zähne altersbedingt stark abgenutzt sind und das Kauen und Verwerten der Nahrung für ihn schwieriger ist. Zudem hatte er im letzten Sommer erneut an Gewicht verloren und diese Tendenz hätte im Winter durch das härtere und schwerer kaubare Heu verstärkt werden können. Daher kriegte er für die Winterszeit geeignetes Essen in Form von qualitativ gutem Haylage und zusätzlichen Würfeln, damit er genügend Nährstoffe aufnehmen konnte. Beides schien er gut verwerten zu können und er nahm wieder an Gewicht zu.

Wer meint, Hörner seien mal «ausgewachsen», irrt. Tamay – mittlerweile 17 Jahre alt – kann «ein Lied davon singen». Im Frühling 2015 lag das linke Horn am Kopf an und drohte, gegen das Augenlid zu drücken. Deshalb musste der Tierarzt ein Stück Horn absägen. Doch schon ein paar Monate später musste bei der Klauenpflege erneut ein weiteres Stück des Horns abgesägt werden, was wiederum gelang, ohne eine empfindliche Stelle zu treffen. Der Eingriff war für Tamay daher zum Glück nicht mit physischen Schmerzen verbunden und bedingte auch keine Medikation. Später musste dann auch das rechte Horn teilamputiert werden, weil auch dieses bedrohlich nah an den Kopf herangewachsen war.

Rosa stand als vorderste, als wir ankamen, zog sich aber nach einiger Zeit zurück und streckte uns ihr breites Hinterteil entgegen. Sie ist eigentlich ein «Produkt» unserer heutigen Nutztierhaltung: massiger Körper, kurze Beine und kleiner Kopf – so gesehen ist sie völlig unproportional. Fragt sich, wie sich das Alter bei ihr auswirken wird: Mino hat Probleme mit den Zähnen, die abgenutzt sind, Tamay mit den Hörnern, die gegen den Kopf wachsen. Rosa ist «erst» 6 Jahre alt (nicht in der Sprache der «Nutztierhaltung»). Wird sie mit den kurzen Beinen den massigen Körper weiterhin ohne Mühe tragen können? Denn sie ist für etwas anderes gezüchtet worden: Möglichst schnell viel Fleisch am Körper ansetzen und dann geschlachtet werden.

Irgendwann zog sich Rosa zurück. Wir entschieden uns dann auch mal zu gehen. Als wir uns langsam entfernten, muhte uns Mino noch hinterher, als ob er uns sagen wollte, dass wir noch nicht gehen sollen. Auch von weitem sahen wir noch, dass er und Tamay uns nachschauten. Die Drei führen ja glücklicherweise ein recht freies und vergleichsweise selbstbestimmtes Leben – ganz im Gegensatz zu dem tristen und trostlosen kurzen Leben, das tausende ihrer ArtgenossInnen als sogenannte «Nutztiere» fristen. Und trotzdem schienen sie die Abwechslung, die ihnen unser Besuch beschert hat, geschätzt zu haben.

Im Namen der Tiere ein ganz herzliches und grosses Dankeschön an alle, die unsere Arbeit unterstützen und somit unseren Patentieren ein Leben in grösstmöglicher Selbstbestimmtheit ermöglichen! Werde auch Du Patin oder Pate, unterstütze unser Engagement für die Tiere oder mach selber mit!

[1] Neben den Patentieren Minotaurus, Tamay und Rosa auf dem Hof im Emmental unterstützte TIF zwischen 2014 und 2017 auch Figaro in Romont / BE und seit 2016 Zeus auf dem «Hof Narr» Hinteregg / ZH.

Fotos © tier-im-fokus.ch (TIF)

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