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Tier-Porträt

Das Chinchilla

Sie haben einen ausserordentlich dichten und weichen Pelz. Deshalb wurden Chinchillas bereits von den Inkas gejagt. Diese Jagd wurde laufend intensiviert, was Anfang des 20. Jahrhunderts praktisch zur Ausrottung dieser Tiere führte. Lesen Sie mehr in unserem Porträt des Monats August.

Text: Tier im Fokus (TIF)

Die Eigentlichen Chinchillas bilden zusammen mit den Hasenmäusen und Viscachas innerhalb der Nagetiere die Familie der Chinchillas. Sie teilen sich in zwei Arten auf: das Kurzschwanz- und das Langschwanz-Chinchilla. Sie haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 22 bis 38 cm und eine zusätzliche Schwanzlänge von 7.5 bis 15 cm. Die weiblichen Tiere wiegen um die 800, die männlichen um die 500 g.

Diese nachtaktiven Tiere leben in den südamerikanischen Anden in Kolonien von bis zu 100 Tieren und ernähren sich von fettarmer und ballaststoffreicher Nahrung wie Steppengräsern, Blättern, Rinden und Wurzeln. Auch auf über 4.000 Metern ü. M. trifft man diese oft in festen Paaren lebenden Nager noch an. Sie graben Tunnel und Höhlen, die einen Durchmesser von 6 bis 12 m erreichen können. Nach einer Schwangerschaft von rund 110 Tagen bringt das weibliche Tier meistens zwei bis drei Junge zur Welt, die sechs Wochen gesäugt werden und nach neun Wochen bereits selbständig sind.

Obwohl Chinchillas in Südamerika seit 1910 geschützt sind, sind ihre Bestände in den letzten 15 Jahren laut der World Conservation Union (IUCN) um 90 Prozent zurückgegangen. Chinchillas gelten daher als „vom Aussterben bedroht“.

Chinchillafelle auf der Auktion in Kopenhagen (2009). © Vadeve (talk)

Wegen ihres ausserordentlich dichten und aufgrund der äusserst feinen Haare enorm weichen Pelzes, wurden Chinchillas bereits von den Inkas gejagt. Diese Jagd wurde parallel zu dem seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Pelzhandel laufend intensiviert, was Anfang des 20. Jahrhunderts praktisch zur Ausrottung dieser Tiere führte. Kurz darauf entstanden die ersten Chinchilla-Pelztierfarmen, zuerst in Chile, später auch in den USA und in weiteren Ländern. In Europa werden Chinchillas heute in zahlreichen Ländern gezüchtet und in der Regel mit einem Stromschlag (Dauer 60 Sekunden) getötet, um den Pelz nicht zu beschädigen.

Auch als „Heimtiere“ sind die kuscheligen Nager beliebt und werden in verschiedenen Farbmutationen gezüchtet. Ihre Haltung ist aber aus zahlreichen Gründen problematisch: Chinchillas sind eher ängstliche, nachtaktive Wildtiere, die Berührungen durch den Menschen möglichst meiden. Sie sind sehr bewegungsaktiv und brauchen daher viel Platz (der Schweizer Tierschutz empfiehlt ein ganzes Zimmer). Chinchillas haben eine empfindliche Verdauung und müssen ständig nagen und ihre Zähne abnützen können, da diese lebenslang wachsen. Zudem sind sie hitzeempfindlich (max. 25° C) und brauchen für ihre Fellpflege regelmässige Bäder in feinstem Sand.

Angesichts der Tatsache, dass der Hörbereich sowie die Grösse der Hörschnecke bei Chinchillas und Menschen sehr ähnlich sind, werden sie oft als „Versuchstiere“ für die Forschung im Bereich des Hörsystems verwendet. Auch in der Erforschung von Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt sowie verschiedener bakterieller Infektionskrankheiten werden Chinchillas benutzt.

Bestand (weltweit): mehrere Millionen „Pelz-“ und „Heimtiere“

Lebenserwartung:
in freier Wildbahn: bis 15 Jahre
in Gefangenschaft: 15 bis 20 Jahre

Fellreife (Tötung): mit 8 Monaten

Geschlechtsreife: mit 8-12 Monaten

Felldichte: über 20.000 Haare pro cm2

Anzahl getöteter Tiere pro Pelzmantel: bis zu 150

Quellen: Wikipedia // Schweizer Tierschutz (STS) // World Conservation Union (IUCN) // European Fur Breeders Association (EFBA) // World Society for the Protection of Animals (WSPA)

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