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Ernährung & Konsum

Der Fleischabsatz im Detailhandel schrumpft

Der Fleischkonsum sinkt und sinkt. 2018 verkaufte der Detailhandel rund zwei Prozent weniger Fleisch. Die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) macht dafür eine wachsende Bewegung für die Rechte der Tiere verantwortlich.

Text: Tier im Fokus (TIF)

2018 wurden im Detailhandel rund zwei Prozent weniger Fleisch gekauft. Der Fleischabsatz sank damit zum dritten Mal in Folge seit 2015, seit 2010 purzelte der Fleischkonsum gar um sieben Prozent. Das berichtet das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) im aktuellen «Marktbericht Fleisch». Besonders stark ist der Rückgang des Konsums von Schweine-, Kalbs- und Lammfleisch mit je rund sechs Prozent. Einzig Hühnerfleisch konnte mit 1.5 Prozent leicht zulegen. 2018 wurden insgesamt fast 4.000 Tonnen weniger Fleisch «produziert». Der Umsatz sank ebenso um 1.2 Prozent. Der starke Rückgang von zwei Prozent ist bemerkenswert. Der Hitzesommer 2018 bescherte der Schweiz eigentlich das ideale Grillwetter. Wäre der Sommer nicht dermassen trocken und sonnig ausgefallen, wäre der Fleischkonsum wohl noch stärker gesunken.

Auch der Einkaufstourismus nimmt ab

Die Fleischlobby macht für den sinkenden Absatz den Einkaufstourismus verantwortlich: Statt bei Migros und Coop würden die Konsumierenden ihr Fleisch vermehrt ennet der Grenze einkaufen. Unter dem Strich bliebe der Fleischkonsum konstant. Das ist falsch. Wie das BLW bereits im August 2018 verlauten liess, sank auch der Fleischkauf im benachbarten Ausland. Seit 2015 zeichnet sich ein Rückgang des Einkaufstourismus von Fleisch ab. Das BLW macht dafür den gestiegenen Wechselkurs zwischen Euro und Schweizer Franken verantwortlich. Während die Fleischlobby den Konsumwandel zu leugnen versucht, wappnet sich die Branche bereits. Wie Coops Schlachtkonzern Bell jüngst an seiner Bilanzmedienkonferenz verlauten liess, investiert der Konzern vermehrt in pflanzliche Produkte. Mehr noch: Bereits Mitte 2018 gab Bell bekannt, sich für kultiviertes Fleisch zu engagieren.

Wachsender Widerstand gegen Tierausbeutung

Ein Grund für den vermehrten Fleischverzicht ist der wachsende Widerstand gegen die unnötige Gewalt an Tieren. Egal ob Schlachthaus-Nachtwachen oder -blockaden, es vergeht keine Woche ohne Protestaktionen, die das Leid der Tiere anprangern. In den letzten Jahren formierte sich eine neue Welle der Tierrechtsbewegung. Nun sind erste Resultate sichtbar. Anfang 2019 hat Tier im Fokus (TIF) eine repräsentative Umfrage veröffentlicht, wonach 17 Prozent der Bevölkerung die Schliessung aller Schlachthäuser befürwortet. In der Westschweiz sind es gar 35 Prozent – mehr als ein Drittel aller Leute. Besonders hoch ist die Ablehnung der Schlachtkultur bei den Jungen und Frauen. Die Tierrechtsbewegung gibt sich nicht mit kosmetischen Änderungen in der Tierhaltung zufrieden. Sie hinterfragt die Rolle des Menschen als «Krone der Schöpfung» und kritisiert den Nutzungsanspruch des Menschen am Tier. Als tierfreundliche Ernährung propagiert sie die vegane Ernährung, deren Zuspruch markant wächst.
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