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Ernährung & Konsum

Lebensmittelverschwendung – was tun?

Auch in der Schweiz landen rund ein Drittel Lebensmittel im Müll. Damit will offenbar niemand leben. Doch was kann dagegen getan werden? Am 13. Juni 2013 trafen sich an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) ExpertInnen aus dem In- und Ausland und diskutierten diese Frage. Ein Bericht von Tobias Sennhauser.

Text: Tier im Fokus (TIF)

„So weiter wie bisher ist keine Option“, stellte Markus Hurschler, Geschäftsleiter von foodwaste.ch, unmissverständlich klar. Gegenwärtig landen rund 1/3 der in der Schweiz produzierten Lebensmittel im Müll. Pro Kopf und Jahr macht das rund 300 kg. Die Lebensmittelverschwendung sei ein Kooperationsproblem, so Hurschler. Kooperation stand deshalb auch im Zentrum der international besetzten Konferenz Strategien gegen Foodwaste, die am 13. Juni 2013 an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) stattfand. Die Konferenz war in zwei Blöcke unterteilt, beide jeweils mit Podiumsdiskussion abgerundet. Zuerst ging es um die Wertschöpfung, dann um die (fehlende) Wertschätzung. Die Schuldfrage wolle man weglassen. Die Konferenz sollte vielmehr Lösungen bringen, denn „es braucht eine Agrar- und Konsumwende“, meinte Hans Hurni, Präsident Centre for Development and Environment (CDE). Den Wertschöpfungsblock eröffnete Dominique Kohli, Vizedirektor des Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Im Jahre 2012 ist eine Projektgruppe Food Waste ins Leben gerufen worden, die aus Mitgliedern diverser Bundesämter besteht. Diese wolle die Öffentlichkeit sensibiliseren sowie den Dialog von ForscherInnen und Stakeholder fördern. Einen anderen Lösungsansatz verfolgte Provalor-CEO Paulus Kosters. Der gestandene Geschäftsmann verarbeitet Nebenprodukte von Gemüse zu Säften, die später auf dem Weltmarkt landen. Die anschliessende Podiumsdiskussion drehte sich primär um Handelsnormen. Manfred Kaiser, Leiter Qualitätsmanagement von Migros Aare, stand als Vertreter des Detailhandels im Kreuzfeuer der Kritik. Mit diesen Normen bestimmen Migros und Coop aufgrund von ästhetischen Merkmalen, was in die Regale kommt. Wer überdimensionierte Kartoffeln wünsche, konterte Kaiser, könne auf die Billiglinie zurückgreifen. Ob dies auch BiobäuerInnen goutieren? Nach einem vegetarisch-veganen Mittagessen stand im zweiten Block die Reduktion der Lebensmittelverschwendung in den Haushalten auf dem Programm. Die Engländerin Sophie Easteal lancierte zu diesem Zweck die Kampagne Love Food Hate Waste. Durch Sensibilisierung sollen Menschen zum Handeln gebracht werden. Zentrale Motivation dahinter: „You can save money!“ Easteal arbeitet zudem am Projekt EU Fusions, das eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung um 50% bis zum Jahr 2020 anvisiert – auf EU-Ebene. Daran beteiligt ist auch die bekannte Müllforscherin Felicitas Schneider. In ihrem Referat zeigte die Wiener Professorin eindrücklich, was bei den Haushalten an geniessbaren Lebensmitteln im Müll landet. Das abschliessende Podium drehte sich deshalb um die fehlende Wertschätzung seitens der KonsumentInnen. Hier sei auch die Bildung gefragt, denn das „Essen ist in der Schule nicht präsent“, meinte Felix Meier, Geschäftsleiter der Umweltorganisation Pusch. Auch die Vertreterin des Konsumentenschutzes, Josiane Walpen, bemängelte den geringen Stellenwert der Lebensmittel sowie den fehlenden Bezug zur Produktion seitens der VerbraucherInnen. Damit endete die von SRF Journalist Ueli Schmezer hervorragend moderierte Konferenz. Am Schluss waren sich erfreulicherweise alle einig. Nun müssen Taten folgen! Siehe dazu den Bericht über das Food Waste Forum 2014.

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